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Der innere (Lebens)Verweigerer und die überraschende Kehrwende

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Aus der Artikelserie: Das innere Team und die Arbeit mit einzelnen inneren Aspekten

Boykotteur versus Verweigerer und Ego

Was ist der Unterschied zwischen einem Verweigerer und einem Boykotteur? Der eine will nicht einmal zuhören, geschweige denn anschauen; der andere muss es wohl, sonst würde er nicht wissen, was es zu boykottieren gilt. Wie schon im Artikel über den inneren Boykotteur[1] gesagt, muss er eigentlich sensibel, empathisch, vorausschauend sein und einen Überblick haben, um über den Dingen und Situationen stehen zu können. Ein Verweigerer ist aus meiner Sicht das Gegenteil davon. Eine destruktive, lebensablehnende Energie, ein Saboteur des Lebens und des Lebendigen. Kling hart, aber da alles einen Sinn hat, muss so eine Energie auch einen Sinn, ihren Sinn, haben und wir werden gemeinsam sehen, zu welch erstaunlichen Erlösung (Er-lösung im Sinne von: Er hat die Lösung) dieser destruktiven Einstellung uns der Artikel führen wird.

Die wesenhafte Energieform des inneren Verweigerers wird möglicherweise auch als das Ego bezeichnet. Jedoch so, wie ich die Ausdrucksweise der Menschen beobachte und wahrnehme, ist das Ego im üblichen Sprachgebrauch ein nicht klar definierter Begriff. Wie sonst auch, wenn sich Menschen so wenig den Kopf darüber zerbrechen, was sie eigentlich mit den Worten meinen, die sie benutzen. Oft verstehen sie unter dem Ego einfach die Summe aller subjektiv empfundenen, negativen Eigenschaften eines Menschen oder auch von ihnen selbst. In der spirituellen Szene ist das Ego noch etwas konkreter Verpöntes, von dem es sich gilt zu lösen bzw. es zu verabschieden – konkret, sicher und eindeutig lokalisiert und erkannt hat wohl kaum jemand das Ego. Wie schön, dass man jahrelange Jagd nach etwas veranstaltet, dass nur in den Köpfen existiert. Wollen sie selbst wissen, was sie unter einem Ego verstehen, damit sie auch genau verstehen, was sie in sich selbst jagen und/oder nicht haben wollen, dann stellen sie sich folgende Frage:

Was empfinde ich bei anderen Menschen als egoistisch?

Das, was sie bei anderen Menschen als egoistisch empfinden, wollen sie höchstwahrscheinlich selbst nicht sein. Erkennen sie jedoch bei sich selbst Züge davon und können sie diese nicht eliminieren, denken sie, dass das höchstwahrscheinlich ihr Ego ist. Aber erlauben sie sich doch, diese Züge zu leben, weil sie in sich spüren, dass sie den Kampf dagegen nicht gewinnen können, können sie zu der Meinung kommen, dass es ihr Ego ist, dass sich erlaubt, diese Züge und Eigenschaften zu leben. Was, wenn all das aber einfach nur sie sind?

Was macht mit ihnen die Vorstellung der Möglichkeit, dass all das, was sie für ihr Ego gehalten haben einfach nur sie selbst (in verschiedenen Aspekten und Ausdrucksformen) sind?

Gefällt ihnen diese Vorstellung nicht?

So können sie wieder denken, dass sie ein Teil ihres Egos erkannt haben. Ein Teil, dem es einfach nicht gefällt, so zu sein, wie sie möglicherweise sind. Nun, wahrscheinlich ist dieser Teil auch kein Ego, sondern wieder sie selbst.

Das Interessante ist, dass gewisse spirituelle Richtungen die bedingungslose Liebe und Annahme vom allem was ist lehren und predigen und im gleichen Atemzug die Loslösung vom Ego, was mit menschlicher Logik als Ablehnung und Vernichtung vom Ego übersetzt wird, lehren. Wo ist dann bitte die bedingungslose Liebe und Annahme von allem was ist? Ist das ominöse Ego nicht ein Teil von allem was ist?

Dieser heutige Text wird für uns eine Herausforderung, eine Lektion im Praktizieren von bedingungsloser Annahme. Und wir werden sehen, dass von bedingungsloser Annahme es nur mehr ein „kleiner“ Schritt zum Verständnis der bedingungslosen Liebe und ein weiterer zu ihrem Praktizieren ist.

Wenn wir uns unsere Genialität verweigern

Zuletzt schrieb ich bereits über das Geniusphänomen und, dass wahrscheinlich jeder von uns so etwas wie ein inneres Genie hat[2]; also Züge, Eigenschaften, Talente, die wir als etwas Besonderes, Außerordentliches ansehen. Demnach wäre ein Verweigerer zum Beispiel jemand, der sich seinem eigenen Genie verweigert bzw. sich weigert, sein Genie zu leben, ihm einen Raum zur Verwirklichung zu geben – hier können wir auch nachfühlen, warum der Verweigerer nah an unser Verständnis des Ego und Egoismus kommt. Es ist höchstwahrscheinlich egoistisch (aus verschiedenen Blickwinkeln gesehen), das eigene Genie nicht zu leben. Was für ein Recht haben wir, das zurückzuhalten, mit dem wir beschenkt, ausgestattet worden sind??? VerweigererUnd was für Gründe sollen wir dafür überhaupt haben? Aus meiner Sicht spielen hier die noch aktiven niederen menschlichen, aber auch die tierischen Triebe eine große Rolle. Die Lust und die Sucht nach etwas sind stärker als der Wunsch, sich im „höchsten Ich“ zu erleben und zu verwirklichen bzw. die Welt damit zu beschenken.

Um den Unterschied zwischen dem Boykotteur und dem Verweigerer noch besser zu erfühlen, spüren sie den Unterschied folgender Sätze nach:

Ich weigere mich, meine geniale Seite zu leben …

und

Ich boykottiere meine geniale Seite …

Für mich ist es ein feiner, aber ein essenzieller Unterschied, wie ich die Benutzung dieser Begriffe bei den meisten Menschen empfinde. Jedoch ist jeder selbst der Inhaltgeber der Worte, die er spricht, sieht, hört und versteht und so kann es sein, dass sie diese, wie auch alle anderen Begriffe, anders verstehen und interpretieren als ich.

Der erblindete innere Boykotteur als ein Verbündeter des inneren Verweigerers?

Selbstverständlich kann ein innerer Verweigerer den inneren Boykotteur auf seine Seite ziehen und ihn für seine Zwecke und Ziele (miss)gebrauchen. So kann der  verkehrte Boykotteur zum Beispiel unsere klare Sicht boykottieren, damit uns der Blick auf den Verweigerer verschleiert bleibt und wir ihn nicht als solchen erkennen. Gleichzeitig kann sich der Verweigerer hinter dem Rücken des Boykotteurs verstecken, was einer der Gründe sein kann, warum wir einem Boykotteur eher eine negative Rolle zuschreiben. Der erlöste Boykotteur kann aber auch diejenige Kraft sein, die in “wichtigen” Momenten (sind nicht alle Momente wichtig?) den Verweigerer in Schach hält, ihn blockiert, damit sich der Mensch dem Leben öffnen und auch dann die lebendigen Seiten des menschlichen Lebens kennenlernen kann, wenn in ihm ein sich verweigernder Aspekt wirkt und so bewusst selbst und aus dem Menschen heraus entscheidet, ob er sich dem Leben oder dem Nichtleben zuwenden will und zuwendet. Bejaht er das Leben oder verneint er es?

Der erlöste, Lebensfluss und Lebensrhythmen akzeptierende und bejahende Boykotteur kann dann zum Beispiel bei einem Genie die „Aufpasserrolle“ übernehmen und ihn dort im „Zaum” halten, wo er aus verschiedenen Gründen akkurat nicht gefragt ist. Denn sonst würde zum Beispiel aufgrund der ungünstigen Situation: “Falscher Ort zur falschen Zeit“ oder „Richtiger Ort zur falschen Zeit“ und umgekehrt, die Energie, die Mühe, die Information verwässern. Die Genialität würde in der Menge von anderen Informationen vielleicht untergehen. Aber der „Babysitter-Boykotteur“ ist auch dann gefragt, wenn das Genie nicht von sich aus versteht, dass die Zeit gekommen ist, Ruhe zu geben und sich zu regenerieren. Im Gegensatz dazu kann ein Verweigerer nur das verweigern wozu gerade die richtige Zeit und richtiger Raum ist. Sonst gäbe es nichts zu verweigern. Um noch besser zu verstehen: Ein Genie hat aus verschiedenen Gründen oft nur ein kurzes Zeitfenster, in dem es mit voller Kraft in seinem Genie aktiv und kreativ sein kann. Ob wir uns das im Sinne von ihm begünstigten Sternenkonstellationen vorstellen oder ob es jemand ist, der nur bei Vollmond malen kann oder jemand, der wochenlang auf seine perfekte Welle oder Windböe wartet – wäre es sehr ungünstig, wenn sich akkurat zu dem Zeitpunkt, wo die perfekte Welle am Horizont erscheint, sich der Verweigerer zum Beispiel mit den Worten einschalten würde: „Ich hab genug lang gewartet, du kannst mich mal!“. Die Aufgabe des Boykotteurs in so einem Moment ist ziemlich entscheidend. Vielleicht reicht das Einfache: „Halt die Klappe jetzt!“ aus, vielleicht sind aber auch andere Maßnahmen notwendig, um den Verweigerer zu boykottieren. Denn wenn der Verweigerer seinen Job richtig und gut machen will, hat er genauso auf den perfekten Moment gewartet – um dann „zuzuschlagen“.

Aber warum haben wir so einen bescheuerten Aspekt von uns in uns?

Nun, vielleicht ist das die Schlüsselfrage überhaupt. Ich muss ihnen ja die eigene Antwortfindung nicht vorwegnehmen :)

Wenn dem Verweigerer der Boden unter den Füssen schwindet

Umso mehr innere Persönlichkeitsaspekte sich lebensbejahend orientieren, umso mehr innere Freunde und Verbündete verliert der Verweigerer. So schwindet ihm die bis dorthin zur Verfügung stehende Kraft und Energie. Der Boden unter seinen Füßen wird dünner und wackeliger. Selbstverständlich hat ein Verweigerer menschliche Züge und diese lassen nicht lange auf sich warten! Er ist ja schließlich ein Teil von unserem Selbst. Wir haben ihn in uns kreiert, was auch immer wir uns dabei dachten und auch wenn mit Hilfe anderer Menschen und der Umgebung. So ist es kein Wunder, wenn der Verweigerer menschlich reagiert, wenn ihm seine inneren Kumpane (der innere Krieger, Boykotteur, Versager, Besserwisser, Kritiker …) den Rücken kehren. Wie ein Mensch bekommt er Angst, wird traurig, wütend, versucht zu kämpfen, zu retten, zu manipulieren, zu täuschen, sich zu verstellen und und und. So kann es im Menschen passieren, dass, obwohl sich in ihm viele Aspekte dem Leben und Lebendigen zuwenden und in ihren erlösten Aufgaben aufgehen, dass er statt Erleichterung erneut einen inneren Kampf, Wut, Trauer und all das andere verspürt, was der Verweigerer gerade mit sich in sich erlebt.

Aspektologie - Die heilende Integration der gespaltenenen Persönlichkeitsaspekte und Seelenanteile / ein Buch von Kristina Hazler -> https://kristinahazler.com/aspektologie-die-heilende-integration/

Der Rest dieser Geschichte ist nachzulesen im Buch
ASPEKTOLOGIE – Die heilende Integration der gespaltenen Persönlichkeitsaspekte und Seelenanteile

© 11/2015 Kristina Hazler

Das innere Team und die Arbeit mit einzelnen inneren Aspekten“ besteht aus folgenden Teilen:

  1. Der innere Meister
  2. Der innere Sklave und die unbewussten Codes
  3. Der innere Sklave und die endlose Scham
  4. Das innere (Ego)Kind und die kindliche Maske
  5. Das innere Kind und das Liebesmanko
  6. Der innere Schöpfer und seine schöpferische Depression
  7. Der innere Krieger und der Weg aus der Selbstverletzung
  8. Der innere Boykotteur in der Praxis
  9. Die Transformation des inneren Boykotteurs zum inneren Berater
  10. Das „eigene“ Schattenwesen und die Schattenenergie
  11. Der innere Engel in dieser Welt
  12. Der innere Versager und seine Transformation
  13. Der innere Genius – Es ist die höchste Zeit für eine Geniekultur
  14. Der innere Besserwisser und die Bereitschaft für nächsten Bewusstseinsschritt
  15. Der innere Kritiker – unsere ultimative Prüfinstanz
  16. Der innere (Lebens)Verweigerer und die überraschende Kehrwende

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Fußnoten:

[1] Artikel: Die Transformation des inneren Boykotteurs zum inneren Berater

[2] Artikel: Die Annäherung an unser inneres Genie

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