Teil 3 aus der Reihe: Bewusste Ernährung und die Transformationskraft des Kochens
Die richtige Ernährung und das besserwisserische Ernährungsfeld
Im 2.ten Teil über die bewusste Ernährung habe ich ganz zum Schluss gefragt, wo wir unsere Energie ausgeben. Und diese Frage ist auch ein Teil des Schlüssels, um sich Gedanken darüber zu machen, ob es irgendeine standardisierte Ernährung, die für alle gleich gut und gesund ist, geben kann.
Kochen und Gerichte zubereiten war, seit dem ich es mit elf Jahren entdeckte, eine meditativ-kreative Leidenschaft für mich. Früher träumte ich davon, später ein eigenes Restaurant zu haben. Es quälte mich der Gedanke der Kürze des Lebens im Zusammenhang mit der großen Anzahl der möglichen Gerichte, die ich alle ausprobieren wollte. Mein potentielles Leben war eindeutig zu kurz, um alles nachzukochen und zu erfahren, auch wenn ich lebenslang jeden Tag etwas anderes kochen würde. Schließlich ging der Plan “jeden Tag ein neues Rezept” nicht auf, weil ich den Alltag und das Geldverdienen und wie es einen schlaucht, nicht bedacht habe. So bin ich oft froh, wenn ich auf etwas bereits Erprobtes und Bewährtes zugreifen kann. Aber! Ich bin froh, wenn ich die Muse habe und ich in der Küche ganz vertieft und eins mit den Zutaten stehe, eigentlich nicht zu wissen, was ich da tue, es einfach nur entstehen lassen, aus dem, was gerade da ist. Dies belebt mich ungemein und ist einer von wenigen Momenten für mich, wo der Alltag weicht! Und wenn es dann auch noch schmeckt und es ein Genuss ist – dann habe ich doppelt gewonnen. In der gesamten Zeit, in der ich diesem praktischen Hobby fröne, sind einige gewagte und einige sehr leckere Kreationen entstanden und irgendwie waren sie mir zu schade, sie nur für mich zu behalten und so kam ich auf die Idee, mir auf Facebook eine Seite “Bewusste Ernährung” für meine Rezepte einzurichten. Nur wäre ich nicht ich, hätte es nicht auch etwas mit der Bewusstheit zu tun. Ich wollte keine predigende, keine richtungsweisende Seite kreieren. Ich habe sie für mich gemacht. So, wie mir das Kochen und Backen und das Verköstigen Spaß macht, so ist es auch mit dem Fotografieren. Warum also beides nicht verbinden und mit den Menschen teilen? Nicht immer nur meine „gescheiten“ Texte, sondern auch Mal den Spaß. Nur habe ich mich in einem verrechnet. Ich sah mich selbst in meinen Ernährungsgepflogenheiten bewusst ruhend und unterschätzte das allgemeine Feld zum Thema Essen und Ernährung. Aus heutiger Sicht, circa zwei Jahre nachdem ich die Seite auf Facebook gründete und mein erstes Rezept veröffentlichte, tappe ich im Dunkeln. Das besserwisserische Ernährungsfeld hat mich übernommen, durchdrungen, infiziert und dadurch ist mein eigenes Gefühl dafür, was mir gut tut, was ich essen möchte und als Nahrung brauche, dahin! Dieses Feld, betreut und bewacht von den „Ernährungssoldaten“ und der „Ernährungspolizei“ ist so giftig, so aggressiv wie jedes andere besserwisserische Feld der Masse auch.
Mein ursprüngliche Anliegen war es, Menschen, die nicht viel Wert auf die richtige Ernährung oder Ernährung überhaupt legten, sich unbewusst ernährten und vor allem das Fleisch als das tägliche Brot mangels Alternativen behandelten, zu zeigen, dass man nicht immer Fleisch braucht, um gut, genussvoll, befriedigend und köstlich zu essen. Obwohl ich selbst keine Vegetarierin bin, wollte ich vor allem meine eigenen fleischlosen Kreationen und Gerichte zeigen. Wie groß war meine Überraschung, als ich, nachdem ich vier komplett vegane Rezepte und dann eine Alternative mit Fisch postete, sofort eine Abmahnung bekam und eine Aussage: “Tolle Rezepte, würdest du den Fisch nicht posten, würde ich deine Seite liken.” Hallo! Es sollte meine Freude, mein Spaß sein! Nun gut, so ertappte ich mich, dass ich was das Posten meiner Rezepte betraf, immer unfreier wurde. Innerlich musterte ich die Speise, ob sie durch die strenge Kontrolle der „Fans“ durchkommen würde oder ich wieder einem Shitstorm entgegen laufe. Ich wollte aber doch keine Kontrolle! Keine Einschränkung. Es war mein Hobby. Anders als meine Büchern hing ich die Rezepte nicht an die große Glocke, machte keine Werbung oder so. Nehme es, wenn du willst oder lass es sein. Aber das war nicht alles. Nachdem ich wieder irgendwie alles abschüttelte und zu mir kam, meldete sich die nächste Fraktion: die Veganer. Wie kann ich meinen Rezepten Käse, Milch und Eier zufügen? Und … mitten bei meinen schönen Fotos von Speisen, die ich einst selbst gegessen habe fand ich plötzlich fremdgepostete Fotos von gequälten Tieren! Ich meine – wo sind die (Tisch)Manieren? Unlängst habe ich wieder scheinbar die Regeln gebrochen – zwei selbstkreierte Joghurtdrinks gepostet – mit einer „feindlichen“ Zutat – dem Schafjoghurt. Na was glauben sie, was kam?
Der negative Weg der Bekehrung bringt keine Bekehrung sondern Schuldgefühle
Es gibt Untersuchungen, die besagen: Würden alle Menschen auf dieser Welt ihren Fleischkonsum um 10 Prozent senken (z.B. bei “global 2000), wäre die Erde „gerettet“, die Nahrung für die gesamte Bevölkerung gesichert und der korrekten Fleischproduktion stehe nichts im Wege. So soll die Veränderung, das Umdenken von den Konsumenten aus angeleitet werden. Und ich – ich bin gänzlich einverstanden! Es gibt tatsächlich Menschen, die jeden Tag und zu jeder Mahlzeit etwas Fleischiges essen und Gemüse nur als Kartoffeln und Karotten kennen. Es gibt tatsächlich Menschen, die Fisch nicht für Fleisch halten und es gibt tatsächlich Menschen die auch Hühnerfleisch nicht für Fleisch halten. Aber ich kenne auch Menschen, die sich für Vegetarier halten und FischFleisch essen und ich kenne auch Menschen, die sich für Vegetarier halten, aber regelmäßig Fleischhungerattacken bekommen, um sich dann mit Speck vollzustopfen und ich kenne auch Vegetarier oder Veganer, die Tofu in Form von Würstchen und Schnitzel kaufen oder regelmäßig über Schnitzel und Faschiertes träumen. Das alles ist ziemlich verwirrend und meine Rezeptseite lehrte mich zu verstehen, wie besetzt das gesamte Ernährungs- und Essensfeld ist und wie schwer es für einen Menschen ist, der sich in diesem Feld bewegt, sein eigenes Gefühl für seine Essens- und Nährstoffbedürfnisse zu entwickeln.
Ist das ein Weg, die Menschen durch das Schlechtmachen von etwas zu bekehren, sie von etwas abzuhalten, sie zu verändern? Durch Angstmache? Durch Schuldgefühlemache? Und was, welche Speiße, welches Gericht, welcher Nährstoff bleibt noch als unbesetzt, unbefleckt und rein? Tofu? Ein totes Stück von Eiweiß? Aus Monokultur, möglicherweise gentechnisch verändert, mehrmals zerkocht, jeglicher Vitalität und Lebendigkeit entledigt, industrialisiert, in Plastik verpackt, meist in Drittländern produziert, durch lange Transportwege geliefert, ewig lang haltbar … ein Nahrungsersatz-Notproteinlieferant. Umweltschonend ist dieses Zeug sicher nicht, außer es wird zu Hause, aus den eigenen, selbst angebauten Sojabohnen gemacht.
Was ist uns wichtiger?
Deswegen sollen wir uns immer wieder auf uns besinnen und uns fragen: Was ist uns in erster Linie wichtiger: unsere eigene Gesundheit oder die Gesundheit der Welt. Weil unserer Gesundheit kommt hauptsächlich zu Gute, wenn wir so authentische, frische und lebendige Lebens-Mittel wie möglich zu uns nehmen. Wenn wir den verurteilenden Verstand, der alles in richtig und falsch, je nach der eigener Konditionierung ordnet, beiseitelassen, gibt es plötzlich niemanden in uns der uns sagen würde: esse dieses und dieses nicht, weil es der Umwelt schadet wenn du es isst, weil das und das und das. Der Körper und Energiesystem nimmt es auf und gibt dann eine Information der Bekömmlichkeit in Form von munteren und energiegeladenen Wohlbefinden zurück. Denken Sie darüber nach, möglicherweise würden sie sich anders ernähren, wenn sie alleine auf ihre eigene Gesundheit bedacht sind, als wenn sie versuchen in globalen Rahmen zu denken. Aus meiner eigener Erfahrung und Philosophie heraus, kann jedoch das was mich persönlich tatsächlich gesund (keine Kopfgesundheit) hält nicht die globale Umwelt schädigen.
Wenn ich auf gewisse Lebensmittel und Gerichte aus reinem Glaube oder Überzeugung verzichte, also nicht deswegen weil ich das Gefühl habe dass ich es nicht brauche, sondern ich brauche es, aber denke es ist schlecht, weil ich mich durch den Verzehr an dem Töten der Tiere beteilige und das möchte ich nicht, brauche ich logischerweise eine Alternative, einen Ersatz. Nur oft ist das was manche ablehnen die örtliche Möglichkeit und der „weniger üble“ Ersatz muss von anderswo her. Auf einer Seite beteilige ich mich am etwas was ich ablehne nicht, aber auf der anderen Seite unterstütze ich etwas anderes, dass der Umwelt möglicherweise durch längere Transportwege, Lagerung, Monokulturen und „Sklavenarbeit“ auch schadet, vielleicht kommen sogar wegen schlechte Arbeitsbedingungen Menschen dabei ums Leben und zusätzlich, bis dieser Ersatz an dem Teller ankommt, ist er längst nicht mehr frisch und lebendig und hat viel mehr Arbeitsansatz und Arbeitskräfte in Anspruch genommen als das was vor Ort zu Verfügung wäre. Wer traut sich also sagen, welches „Übel“ ist das weniger Übel? Welches Übel in welcher Menge schadet letztendlich mehr oder weniger der Umwelt und der Erde?
Genauso sollte man bei dieser (Fleisch-Nichtfleisch)Frage bedenken, wie viel man von welchen Lebensmittel braucht, damit der eigene Körper und das Energiesystem sich von einem oder anderen das abholen können, was sie benötigen. Was wenn das, dass ich zum Beispiel einmal in der Woche 150 Gramm von frischen, lokalen Fleisch zu mir nehme verursacht, dass ich von den anderen Nahrungsmittel letztendlich nur die Hälfte oder sogar nur ein Drittel brauche, als wenn ich dieses Stück Fleisch nicht zu mir nehmen würde? Wer rechnet das in die Gute oder Böse Energie in Zahlen um, damit wir wissen, was letztendlich wirklich dem Ökosystem und der Erde gut tut und was schadet?
Die Individualität ist die Antwort
Bei der Betrachtung der eigenen Gesundheit, abseits des globalen Denkens kommt es vor allem auf die Beschaffenheit des eigenen Systems und der Umstände in denen ein Mensch lebt und arbeitet. Einige, die von ihrem Bewusstsein und System eigentlich noch nicht so weit sind, sich vegetarisch oder sogar vegan zu ernähren, aber tun es entweder aufgrund von Gruppenzwang oder persönlicher „Gutmensch“ Überzeugung, stehen dann irgendwann vor einer essentiellen Frage: Fleisch oder Psychopharmaka. Antidepressiva schlucken oder Fleisch zu sich nehmen, weil sie anders mit sich selbst und dieser Welt nicht zurechtkommen. Wenn das ihr Fall wäre, was würden sie wählen? 150 Gramm Fleisch einmal oder zweimal in der Woche, oder Psychopharmaka jeden Tag?
Selbstverständlich gilt dieses (Be)Denken auch anders: Drei oder vier Mal pro Woche fleischlose Alternativen oder Fleisch ohne Einschränkung und dafür ab irgendwann jeden Tag Insulin und/oder andere chemische, die Verdauung und den Kreislauf auf Trab haltende Medikamente? Wie gesagt, man kann nicht pauschalisieren! Das was für einen Gut, oder kein Problem ist, kann auf einen anderen und seine Gesundheit einen unerfreulichen Einfluss haben.
© 05/2015 Kristina Hazler
Der Artikel Bewusste Ernährung und die Transformationskraft des Kochens besteht aus folgenden Teilen:
- Die gesunde Ernährung oder Was ist gesund?
- Individuelle Ernährung und die umweltfreundliche Nachhaltigkeit
- Die richtige Ernährung und das besserwisserische Ernährungsfeld
- Ernährungsplan und die verschiedenen Frequenzen der Nahrung
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