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Die Sehnsucht nach wahrer Liebe und die individuelle Lebensaufgabe

Die Sehnsucht nach wahrer Liebe und die individuelle Lebensaufgabe, ein Artikel von Kristina Hazler

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Die Sehnsucht nach wahrer Liebe

Eines haben wir wahrscheinlich alle gemeinsam – die Sehnsucht nach wahrer Liebe und nach uns selbst. Irgendwo tief in unserem Inneren ahnen – wissen, bzw. hoffen wir, dass das, was wir zu sein scheinen, was wir von uns selbst wahrnehmen, was andere oder wir selbst für uns halten, nicht alles ist – oder nicht alles sein kann. Oft erinnern wir uns mit Wehmut an unbekümmerte, selbstvergessene Augenblicke aus der Kindheit, Momente, in denen zwischen uns und der Welt keine Grenzen waren. Momente, in denen uns das ganze Universum zu Füßen lag, ohne dass wir uns bedroht fühlten. Neugier, Faszination, Forschergeist, unbändige Begeisterung, Freude, Ausgelassenheit, Offenheit, Kreativität …

… wo ist es alles hin?

Wo ist es geblieben?

Gehört es wirklich nur in den Kindergarten, bei manchen sogar noch in eine Zeit davor? Ist es das Gesetz des Erwachsenwerdens, das Gesetz des Menschseins, dass man nur mehr Ernsthaftigkeit, Sorge, Eile und Trübsal blasen muss?

Noch in der Pubertät hatten viele von uns Pläne, Ideale. Wir glaubten genau zu wissen, wo es lang geht, was wir tun müssen, in welche Richtung sich unser Leben, unser Weg bewegen wird. Möglich, dass es kein bestimmtes Ziel war, aber die Richtung, die Ausrichtung war klar. Liebe und Freiheit, Freiheit und Freude, Freude und Leichtigkeit, Leichtigkeit und Lebendigkeit, Lebendigkeit und Liebe. Es gab Zeiten, wo wir uns spürten, unsere Kraft, unser Potential, unsere Möglichkeiten, unseren Plan. Wir dachten, wir sind so stark, nichts kann sich uns in den Weg stellen. Nicht die verstaubte Politik, das Regime mit ihrem Stacheldraht und Budget, die altmodische Religion, die starren Gesetze und nicht einmal Eltern, die ihre eigenen Sorgen, ihre eigene Welt und Vorstellungen hatten. Nein, wir wollten niemanden verletzen. Wir wollten nicht über Leichen gehen. Wir wollten nicht absichtlich Rebellen, Revolutionäre sein. Wir wollten einfach unser Leben, uns leben und wir vertrauten – wir kriegen das hin. Wir fühlten in uns das Recht auf eigenes Schaffen, eigene Verwirklichung, eigene Erfahrung, eigenen Weg – und es schien so einfach zu sein – einfach nur leben und sein, wie man war.

Wo ist es hin? Der Elan, der Motor, die Treibkraft?

Haben wir es ad acta gelegt, mit der Begründung – das war nur die jugendliche Naivität, der pubertäre Wahn?

Bei sich selbst ankommen

Überlassen wir unsere freien Stunden lieber dem Fernseher? Statt in unser Herz, starren wir täglich in die Kiste – damit sie uns unterhält, uns ein Gefühl vermittelt, gibt. Wir hoffen auf ein gutes Programm. Irgendwas Besonderes, was für einen Augenblick unser Herz berührt, unseren Geist bewegt. Es dürfte keine leere Minute sein, kein Augenblick unbeschäftigter Pause – nur nicht allein mit sich selbst sein, ohne dass irgendetwas Fremdes die eigene Aufmerksamkeit und Konzentration bindet. Geht das Autofahren zu locker von der Hand, wie von selbst, wozu sich entspannen und die Gedanken schweifen lassen? Nein, zu gefährlich. Lieber sich von einem Navigationssystem dirigieren, von wattstarken Lautsprechern beschallen lassen und dabei fleißig telefonieren, um damit die freien Stunden zu Hause für Fernseher, Computer, Internet aufzusparen. Sogar an idyllischen Orten, dem erträumten Paradies, auf das wir Jahre lang gespart haben, um endlich einmal diese Herrlichkeit, diese Weite und Freiheit zu genießen, stützen sich heutzutage viele mit dem Mobiltelefon, geben den MP3-Player nicht aus der Hand. Die Zeit hat sich verändert – romantische Spaziergänge zu zweit auf einem einsamen Strand bei Sonnenuntergang sind noch immer hoch im Kurs. Das Neue dabei: jeder mit einem Ohr, mit seinen Augen an seinem eigenen Telefon, ununterbrochen verbunden mit dem Heimatland oder der ganzen Welt.

Wollten wir nicht ursprünglich für ein paar Tage weg? Weg von dem Bekannten, Eingefahrenen – um bei sich selbst alleine, ohne Einfluss zu sein? Frei, ohne gleich Erklärungen, Berichte, Kommentare abgeben zu müssen? Einfach für einen Augenblick nur atmen, genießen, wahrnehmen, fühlen, entspannen, sein?

Was passiert wenn …

Was passiert, wenn man als „Erwachsener“ für eine Stunde alles ausschaltet – Fernseher, Radio, Internet, Telefon, Familie, Freunde und alle Sorgen und Pflichten? Eine Stunde, in der es dies alles nicht gibt. Man ist einfach so, wie man ist. Eine Stunde alleine. Wenn man keinen Anspruch hat, in dieser Stunde etwas Besonderes zu tun. Keine Erwartung, irgendwelche bahnbrechenden oder erleuchtenden Gedanken zu haben, zu bekommen. Keine Vorstellung – was in dieser einen Stunde passieren soll. Absolut nichts. Man geht in diese eine Stunde hinein und schaut, was passiert. Was kommt oder nicht kommt. Wie man sich fühlt, was man so denkt, was so in der einen Stunde mit einem oder in einem, passiert oder auch nicht. Oder sogar auch das nicht. Man will sich auch nicht beobachten. Man tut einfach das, was einem als erstes in den Sinn kommt oder auch nicht. Man hat alle Freiheiten – alles zu tun oder nichts zu tun.

Was passiert in so einer Stunde?

Wie fühlt es sich an – die ganze Welt ohne Verpflichtungen, Sorgen, Gesetze, ohne „muss“ und „soll“ und „könnte“, ohne Zeit?

Und was passiert oder wie fühlt es sich an, wenn es nicht eine Stunde sein soll, sondern wenn man sich frecherweise gleich eine Woche, einen Monat für dieses Experiment Zeit nimmt?

Was macht man einen Monat lang, wenn man nicht Geschirr abwaschen, nicht aufräumen, nicht in die Arbeit gehen muss? Wenn man niemandem Rede und Antwort stehen braucht? Wenn die Außenwelt, so wie sie sich darstellt – medial – in den Hintergrund rückt? Aus was besteht so ein Tag, eine Woche, ein Monat, wenn einem niemand direkt oder indirekt – in kodierter Sprache – unbewusste Botschaften und Suggestionen sagt, wohin er seine Aufmerksamkeit ausrichten, was er zu denken, was er tun soll und was einem seine Prioritäten sind?

Wo und wie schlafe ich?

Was esse ich? Esse ich überhaupt? Habe ich Hunger, bin ich durstig – und auf was?

Auf was habe ich Lust? Nach was sehne ich mich? Nach was ruft als erstes mein Herz, meine Seele?

Überrasche ich mich selbst?

Lerne ich etwas Neues an mir kennen?

Habe ich Angst? Wovor?

Bricht die Welt ein, wenn wir für einen Moment aussteigen?

Was könnte so alles passieren? Bricht die Welt in dieser Zeit ohne mich zusammen? Breche ich ohne die Welt zusammen? Erfahre ich plötzlich Dinge über mich, die ich lieber nicht sehen, nicht wissen will? Die ich insgeheim, ohne dass ich es selbst weiß, es mir selbst zugestehen, mit großem Energieaufwand unter Verschluss zu halten versuche? Ein Ungeheuer, ein Monster, vor dem ich mit dem wenig geschulten Menschenverstand die Allgemeinheit zu bewahren versuche? Oder begegne ich meiner besseren Hälfte, die ich mir für spätere Tage, wenn alles erledigt ist, wenn man nichts mehr tun muss, aufbewahrt habe, damit sich dann diese endlich ausleben kann? Ein Teil von mir selbst, möglicherweise der besagte weiche Kern unter der harten Schale, den ich beschütze und niemandem zeigen will – um sich nicht zu blamieren. Nicht verraten, dass man doch auch einer von diesen „naiven“ Idealisten ist. Erst einige Zeit später, wo mir mein hart erarbeiteter Status und mein Image wieder erlauben verrückte Sachen zu machen, dann kann ich mich vielleicht outen, dann wird vielleicht auch dieser Teil von mir gesehen, anerkannt. Oder begegne ich mir als ein Kind – hilflos, ausgeliefert, ängstlich, verloren? Oder beginnen mich plötzlich wieder die alten Träume, Ideen und Sehnsüchte, mit denen ich schon längst abgeschlossen habe, zu überschwemmen?

Möglicherweise nichts desgleichen … Höchstwahrscheinlich erfahre ich zuerst, dass ich einfach nur müde, nichts anderes als müde bin.

Wollen sie in dieser Zeit nur schlafen und schlafen? Eine Ewigkeit von nichts und niemandem, nicht einmal von sich selbst wissen? Schlafen sie! Schlafen sie nur – einen Tag lang, eine Woche, einen Monat … Wenn es noch immer das ist, wonach ihnen gerade ist. Seien sie aber nicht überrascht, wenn sie währenddessen wieder zu träumen beginnen, sich heilen, zu sich kommen oder sich einfach nur erfahren …

Was auch immer. It’s your time!

Die seelische Ebene

In so einer Stunde mit mir selbst bekam ich dieses gedankliche Bild zu sehen:

„Ein weißer Mann unter lauten Schwarzen. Weit und breit keine Zivilisation, alles noch unberührt und urig. Alle tanzen. Der junge weiße Mann tut sich schwer mit dem Rhythmus und mit seinem Körper. Er müht sich richtig ab, alles so zu machen wie die anderen, aber bei ihm schaut es immer anders aus. Es fließt nicht. Es ist irgendwie eckig, der Körper will einfach diesen Rhythmus nicht übersetzen. Bei allen anderen schaut es unglaublich leicht und spaßig aus. Der junge Mann empfindet keinen Spaß dabei.

Er ist schweißgebadet, frustriert, verärgert über sich selbst, enttäuscht. Seiner Ansicht nach, egal wie er sich bemüht, wie fleißig er auch übt – es wird einfach nicht besser. Als wäre es nicht genug, dass er schon viel größer und unförmiger ist als die anderen Männer. Obwohl er größer ist, hat er längst nicht so viel Kraft wie seine Stammesbrüder. Beim Laufen kann er nicht mithalten, er stellt sich einfach immer tollpatschig an. Was hat er nur verbrochen, dass ihn Gott mit so einem unbeholfenen Körper bestraft hat? Was muss er nur tun, um es wieder gut zu machen? Wie kann er seine Strafe abarbeiten? Büßen? Sei es was es wolle, er will endlich so wie seine Brüder sein. Er will nicht rausstechen! Er will nicht etwas Besonderes sein! Alle schauen gleich aus, nur er stellt sich so an!

Alle anderen verstehen nicht, was er hat. Sie kennen ihn seit seiner Kindheit. Eine weiße, elegante Frau hat ihn geboren und kurz danach ist sie gestorben. Diese Menschen dachten nicht in Dimensionen schwarz und weiß. Sie gaben dem keinen Wert. Sie erzogen den Jungen wie einen von ihnen selbst und vergaßen, sein Bewusstsein auf seine andere Hautfarbe aufmerksam zu machen. Für sie tat er sich richtig gut. Egal ob beim Tanzen, Laufen oder bei anderen Arbeiten. Schließlich war jeder von ihnen irgendwie anders und hatte eigene Qualitäten.

Der junge Mann wurde älter und konnte nach eigenem Urteil den Rhythmus noch immer nicht so gut übersetzen wie andere. Er nahm sich vor – sein Hauptziel für den Rest seines Lebens – so gut, sogar besser wie der Beste von seinen Stammesbrüdern zu werden. Er arbeitete hart an sich. Sein Wille war sehr stark und trug bald Früchte. Seinem Urteil nach lernte er endlich so gehen, denken, fühlen, tanzen und singen wie ein schwarzer Mann. Man könnte sagen – sogar „schwärzer“. Diese Herausforderung war sein Antrieb, sein Motor, der Sinn seines Lebens geworden.

Mit der Zeit reichte ihm sein eigener Stamm nicht mehr. Er konnte es nicht schätzen, dass er sich mit dem Stärksten und Besten von allen messen konnte. Das Misstrauen zu sich selbst war in ihm tief verankert. Er glaubte noch immer nicht an eigene Fähigkeiten und dachte, wenn er es geschafft hat seinen besten Stammesbruder zu toppen, dann muss der Stamm doch ziemlich erbärmlich sein. Er begab sich auf eine Reise, in die Welt hinaus. Er forderte viele der stärksten „Stammesmänner“ auf der ganzen Welt heraus, bis er dem letzten begegnete und mit ihm auch mithalten konnte. Er lernte rund um die Welt alles, was ihm möglich war, den Mann in sich zu stärken. Endlich blieb er stehen. Sein Ziel war erreicht. Endlich war er ein richtiger Mann geworden – dachte er sich. Aber seine Freude hatte nur einen winzigen Augenblick gedauert. Eine große Leere war im nächsten Moment in das Leben dieses Mannes eingekehrt. Was sollte er jetzt tun? Wo sollte er hin? Es gab für ihn plötzlich keine Aufgabe, keine Herausforderung mehr. Wie sollte er denn jetzt leben? Er lernte doch nur zu jagen, ständig in Bewegung, auf der Suche, beim Lernen und sich Herauszufordern zu sein. Immer aufs Neue höhere Stufen zu bewältigen, weitere Mauern zu durchbrechen, Grenzen zu durchqueren. Eilig immer und immer wieder über den eigenen Schatten zu springen, alles Fremde in sich aufzunehmen und zu lernen, es zu beherrschen. Der Mann wurde sehr traurig und depressiv. Zum ersten Mal im Leben wusste er mit sich selbst nichts anzufangen. Endlich … endlich konnte er sagen – er war so wie die anderen – aber! … war er das wirklich? Eine Unsicherheit begann ihn zu plagen. Er saß am Ufer eines Flusses und bemerkte plötzlich sein Bild im Wasser. Er sprang auf, drehte sich um und dachte: Ein Fremder beobachtet mich die ganze Zeit über. Doch es war kein Fremder da! Er schaute noch einmal ins Wasser, der Fremde schaute ihn wieder an! Also kam er näher, schaute genauer ins Wasser hin und begann diesen Fremden kennenzulernen, sich mit ihm anzufreunden, der alles andere war, nur nicht er selbst. Oder?

zweites Bild – die Seelenperspektive:

Die Seele entschied sich im Körper eines weißen Mannes, in dem sie ihre Absichten und ihr Potenzial besser zum Ausdruck bringen konnte, in Afrika, bei einem Stamm, der von einem Tag zum anderen lebte, zu inkarnieren. Die Seele nahm sich vor, mit ihrer Qualität den Stamm zu bereichern und so zur Weiterentwicklung dieser Menschen beizutragen. Die Willensstärke war die besondere Kraft, die den Stammesbrüdern in einer Form, um den nächsten Schritt in ihrer Entwicklung zu machen, fehlte.

drittes Bild – Mensch- und Seelenebene:

Der Mann schaut mit seinem Herzen noch einmal das Bild im Wasser an. Die Seele erkennt sich! – sie ist es, dieser Mann im Wasser. Der Mann (Mensch) ruft plötzlich überrascht: „Ich bin das!“, setzt sich und nimmt seinen Kopf in die Hand. Es war ein langer Weg bis zu diesem Moment, bis er sich selbst erkannte, in seinem Willen erprobte, sich mit Stärken der anderen irrtümlich identifizierte. Aber jetzt! … Jetzt konnte er endlich zu seinem Stamm zurückkehren und endlich das machen, weswegen er dort hineingeboren worden war. Er erkannte seine Qualität und seine
Aufgabe – jetzt wird er zu seinem Stamm zurückkehren und sie lehren, ihnen die Gabe der Willensstärke beibringen. Endlich hatte er (der Mensch) wieder eine Herausforderung, eine Beschäftigung, einen Plan, einen Sinn! – die Seele schüttelt innerlich den Kopf und weiß …

viertes Bild – der weiße Mann kehrt zurück zu seinem Dorf:

Überrascht findet er ein anderes Dorf vor. Die Menschen dort haben sich weiterentwickelt, viele neue Dinge gemacht. Er sieht das und meint: es gibt für mich dort nichts mehr zu tun, meine Aufgabe ist bereits getan.“

Was wollte mir damals vor Jahren dieses Bild sagen? Heißt es: Unsere Aufgabe, wegen der wir gekommen sind, kann sich von selbst erledigen? Viel Mühe für nichts? Oder reicht das alleinige Sein? Besteht die Möglichkeit, dass nur alleine dadurch, dass wir so sind, wie wir sind, schon etwas, sogar etwas Hilfreiches, Wunderbares entstehen/geschehen kann?

Können wir damit leben?

Ist es nicht zu einfach?

Zu unspektakulär?

Ein Leben ohne Streben?

Ohne siegen zu müssen?

Ohne der Beste sein zu wollen?

Ohne helfen zu wollen?

Im Wissen, dass alles von selbst passiert?

Können wir es zulassen? Das Vertrauen, das Fließen, das Sein?

© 06/2020 Kristina Hazler

Dieser Artikel ist eine Leseprobe aus dem Buch Der Mensch und seine Heilung – Das göttliche Puzzle“, Kapitel „Sinn“, Seite 47
Audiodatei wurde von Tavi Calderon aufgenommen. 


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