Aus der Artikelserie: Das innere Team und die Arbeit mit einzelnen inneren Teammitgliedern
Das karamellisierte Leben
Die angestrebte Süße des Lebens kommt mir manchmal wie selbstgemachter Karamell vor. Manchmal kann es gelingen und es wird goldig schimmernd, würzig süß und fließend, aber ein unaufmerksamer Augenblick und er verwandelt sich in eine steinharte, leicht brüchige Masse mit äußerst bitterem Geschmack. Der Versuch, diesen retten zu wollen und in die gewünschte, der Zunge schmeichelnde Köstlichkeit zu verwandeln, ist ein unmögliches Unterfangen und es bleibt nichts anderes übrig als wieder ganz von vorne anzufangen und es so lange zu probieren, bis es gelungen ist.
Können wir den Karamell als eine Metapher für das süße Leben, die Dolce Vita benutzen? Wäre es möglich, dass man es nur immer wieder (aus-)probieren muss, bis man den Dreh raus hat und das Leben auch seine süßen Seiten zeigt?
Die glücklichste Zeit unseres Lebens soll die Kindheit sein – sagt man. Ich glaube, in der Kindheit haben wir die Möglichkeit, unseren Körper, unser Energiesystem, unsere Wahrnehmung auf das Empfinden und Erleben von Glück und glücklichen Momenten zu konditionieren. Gelingt es uns, so muss es nicht nur bei den glücklichen Momenten in der Kindheit bleiben. Unser System hat (sich) nämlich ein Glücks(empfindungs)potential für die Zukunft, für die Zeit des Erwachsenseins erschaffen. Dieses macht uns auch später fähig, in den (un)möglichsten Lebenssituationen den „Lichtstrahl“ des Glücks zu erblicken.
Haben Glücksmomente ihre Schönheitsfehler?
Wie viel Prozent der heutigen Erwachsenen sind fähig, diesen „Glücksstrahl“ zu sehen und das in den jungen Jahren vorbereitete Glücksfundament zu nutzen? Kommt es vielen nicht leichter vor das Glück als Illusion, Naivität, als Blick durch eine rosarote Brille abzutun? Die heutige Realität ist doch so wie sie ist – nicht rosig, oder? Wie wollen wir es wissen, wenn wir möglicherweise am Fehlen vom „Glückshormonen“ leiden und stattdessen in einem grauen oder schwarz-weißen Energieei wandern? Yin und Yang, schwarz und weiß, alles Schlechte hat etwas Gutes und alles Gute scheint auch etwas Schlechtes zu haben … übersetzt sich irgendwie in unserem Unterbewusstsein durch das Betrachten und Verinnerlichen des Yin-und-Yang-Symbols. Wo das Licht ist, muss dem Symbol nach automatisch zumindest ein Körnchen Dunkelheit sein. Muss das wirklich so sein? Ist das wahr? Nur weil das ein starkes Symbol sagt? Oder weil wir dieses Symbol so interpretieren? Wann hören wir damit auf, Praktiken anderer Kulturen und Mentalitäten in unser Leben, aber mit unserer Betrachtungsweise, unserem Verständnis, unserer Logik, unserer Liebesfähigkeit zu integrieren? Wer sagt, dass sie auf uns zugeschnitten sind? Dass sie auf uns die gleiche Wirkung haben, wie dort, wo sie vor Ort zu Hause sind? Müssten wir nicht, um diese Symbole, Lehren auch optimal verstehen zu können, zuerst wie die „Einheimischen“ lernen zu denken, zu fühlen, zu sein, und dann, und erst dann, nicht nur in unsere Kultur zu übertragen, sondern die daraus gewonnene Weisheit in „Unseres“ zu übersetzen? Mir kommt es einfach so vor, dass uns der fernöstliche Einfluss in zu viel, zu (vor)schneller Kompromissbereitschaft führte. Es ist halt so wie es ist, man kann dagegen nichts tun. Keep cool! Atme durch! Geh in deine Ruhe! Finde die Leere, die Nirwana, dann regt dich nichts mehr auf! Aus den fernöstlichen Philosophien extrahiert unser europäisches Unterbewusstsein eine seltsame Schlussfolgerung: Jede Schönheit muss einen Schönheitsfehler haben a´la Ying und Yang. Ist das wirklich so? Sind wir selbst wirklich davon felsenfest überzeugt? Ist die Schönheit nicht gerade deswegen die Schönheit weil sie nichts trübt, weil sie perfekt ist? Hatte irgendein Glücksmoment in ihrer Kindheit einen Schönheitsfehler? Gab es etwas Schlechtes, einen dunklen Fleck, in dem zeitlosen Moment des lebendig-hellen, spielerisch-sorglosen, glücklich-selbstvergessenen Seins? War es, ist es nicht vollkommen (gewesen)? Einmalig? Einzigartig? Einheitlich? Wunderschön glücklich?
Versuchen sie es. Holen sie sich jetzt gleich ein besonders schönes Erlebnis, eine glückliche Situation in Erinnerung. Am besten eine Situation, die nicht durch andere Menschen bedingt war, wie etwa Weihnachten und Weihnachtsgeschenke, wo andere versucht haben, sie glücklich zu machen, sondern einen Augenblick, wo sie mit sich selbst ungestört waren und es ihnen doch am Nichts mangelte, sie in sich lebendig ruhten und zufrieden waren. Ein Moment, in dem ihnen sicherlich nicht in den Sinn kam, darüber nachzudenken, ob zur „Perfektheit“ der Situation und zu der äußersten Stufe ihrer Zufriedenheit noch etwas fehlt. Sie waren mit dem eigenen Tun, mit dem eigenen Sein in den Lebensarmen beschäftigt und alles war perfekt – so wie es war!
Haben sie so einen Moment gefunden? Dann spüren sie hinein. Betrachten sie sich, ihr sein, ihre Zufriedenheit, ihre Vollkommenheit. Dieses Mitfühlen mit sich selbst in einem still-glücklich-zufriedenen Moment ist ihre eigene Glücksbasis für Heute.
Die kindliche Resonanz heilen?
Es gibt jedoch viele Menschen, die ihre Kindheit als nicht besonders glücklich betrachten. Es geht nicht nur um Glücksgefühle. Glück ist sozusagen die Schlagsahne auf dem Kuchen. Man würde aber schon alleine mit dem Kuchen zufrieden sein, hätte man das Gefühl, dass es ihn überhaupt gab.
Die in der Kindheit erlebten Traumata, Kränkungen, Erniedrigungen, Frustrationen und Missverständnisse haben bekannterweise einen oft nicht besonders „glücklichen“ Einfluss auf unsere Gefühlswelt, unsere Gedankenwelt, unsere Fähigkeit des Empfindens, Mitfühlens, Kommunizierens, Zusammenarbeitens, Liebens usw. Wir nennen es meistens eine psychische Blockade, die sich nicht nur in tollpatschigem Umgang, sondern auch in psychosomatischen bis hin zu physischen Beschwerden und Krankheiten äußern/melden kann. So scheint in der Kindheit die Quelle von vielen (mit uns selbst) unzufriedenen Momenten zu liegen. Kein Wunder, dass wir bei dem Versuch, sich einer solcher unerwünschten Lebensdynamik zu entledigen und die zurückliegenden Ursachen für unsere Unzulänglichkeiten zu heilen, früher oder später auf die Idee kommen, unsere Kindheit und unser inneres Kind gründlich zu be(durch)leuchten und zu heilen, damit sich unsere aktuelle Resonanz verändern und die angenehmere Schwingungsfrequenz annehmen kann; die nur das anzieht, was uns endlich „erglücken“ lässt.
Bevor ich weiter schreibe, möchte ich hier ausdrücklich betonen, dass jegliche, ob psychologische, energetische und/oder spirituelle Methoden und Techniken, die sich mit der Ursachensuche und damit mit auch mit der Heilung der Kindheit und des inneres Kindes beschäftigen, schon gegenüber der gängigen Medizin als fortschrittlich und (selbst)bewusstheitsfördernd zu betrachten sind. Wie ich jedoch in meinem Artikel „Die Psychosomatik war gestern und ist nur ein Teil der Wahrheit“ schrieb, ist meiner Meinung nach, für zumindest einige Menschen, die Zeit, einen Schritt weiter zu gehen und noch mehr Bewusstheit und Aufmerksamkeit für die Ganzheit, Gesamtheit, die breiteren und tieferen Zusammenhänge zu bekommen, um sich damit in noch tieferem Vertrauen zum Leben in selbigem zu verankern. Und mit dem Leben meine ich nicht nur das menschliche oder irdische Leben, sondern das „große“ Ganze.
Ich frage mich: Wenn immer alles zu jedem Zeitpunkt in Ordnung ist, so wie es ist und so wie es (mir) geschieht, wie soll es je irgendwo einen Grund geben, irgendwohin zurückzugehen, um den Zeitpunkt oder sich selbst in dem Zeitpunkt zumindest energetisch zu verändern, um diesen sozusagen zu heilen? Ist es nicht umgekehrt? Ist es nicht so, dass ausgerechnet der Gedanke, dass dort irgendwo etwas Unheiles, also etwas Krankes sein könnte es erst dazu macht? Ein Gedanke an einen Schönheitsfehler, an einen dunklen Fleck auf einer weißen Karte?
Die täuschende Maske in Form eines Kindes
In dem letzten Artikel habe ich mich mit dem inneren „Sklaven“, bzw. der inneren Hure und dem inneren Befriedigungssklaven beschäftigt, die wir uns als einen Persönlichkeitsaspekt zugelegt haben um aus diesem heraus mehr oder weniger glücklich unsere Umwelt zu begegnen. Diesem inneren gebenden Aspekt steht im Außen aus meiner Sicht heraus das innere trotzige, fordernde Kind gegenüber. Es hat sehr, sehr lange gedauert bis ich dieses erkannte. Das Fehlen von bestimmten grauen Zellen in mir für das Verständnis dafür, dass Kinder nicht nur süß, rein, engelhaft und mit dem wachen Zugang zur Seele und dem Seelischen sind, machte mich öfters zu einer „das Letzte von sich gebenden Geberin“ als es mir eigentlich angenehm und lieb war. Ich war in diesem Punkt trotz aller meiner Bewusstheit endlos manipulierbar. Egal welcher Mensch vor mir stand, egal was er wollte, wie er sich zu mir verhielt, egal wie er offensichtlich oder hinterrücks-psychisch-energetisch tobte, brachte ich ihm und seinem (sicher unglücklichen) inneren Kind gegenüber Verständnis auf. Mein Wissen über die Psychosomatik, die Wirkung der Energien und über Auswirkungen der kindlichen Traumata wandte sich gegen mich und brachte mich immer wieder in eine seltsame Position und in einem falschen Film, wo alles was nur konnte, verkehrt zu laufen schien. Erst die Erkenntnis meiner eigenen inneren „Hure“, wie brutal es auch klingt, brachte mich dazu, sich genauer mein Gegenüber, das ich da scheinbar bediente anzusehen. Und siehe da, es war kein Monster, kein Sklaventreiber, der von mir mit der Androhung des Todes forderte. Ich erblickte ein verzogenes, trotziges, strampelndes, die Hände in den Hüften, stampfendes, die Stirn böse runzelndes Kind, das gewöhnt, war alles zu bekommen, was es sich vorgenommen hatte. All die Körpersprache und der dazugehörige verbale Ausdruck waren genau einstudiert und beruhten auf den erfolgreichen Erfahrungswerten. Und dieses Kind war mir extrem überlegen! Es schaute herausfordernd in meine Augen, wissend, dass ich es sehe, wissend, dass ich weiß, dass es sich selbst in dieser Rolle bewusst ist und sie gegen mich einsetzt, weil ich in meiner innere Geberin nicht fähig war, einem Kind etwas abzuschlagen! Es lachte über mich, streckte frech die Hand aus, um sich in aller (blinden) Öffentlichkeit von mir das zu nehmen, worauf es in diesem Moment die Lust hatte. Nicht, weil es dieses brauchte! Weil es das wollte! Und die halbe Welt auf seiner Seite, weil: dem Kind muss man es doch geben, das Kind muss man unterstützen, ach was – es ist doch nur ein Kind, das Kind weiß doch nicht was es tut …
Bitte nicht vergessen, ich spreche hier von inneren Kindern mancher, oft als skrupellos und ohne Rückgrat erscheinenden Menschen, aber auch Menschen, die sich gerne in eine Opferrolle begeben, alle mit dem gleichen bewussten oder unbewussten „Ziel“ – einmal ihre Energie zu stehlen, manchmal ihr Herz, ihre Seele, ihre Vision, ihr Wissen und manchmal nur das klassische Materielle; einfach um das zu bekommen, wonach ihnen ist, was sie haben wollen, um sich in sich selbst besser, überlegen zu fühlen.
Die Grenzen der Toleranz
Etwas stimmte mit mir nicht! Das innere Kind ist doch sensibel, verletzlich, braucht unsere Aufmerksamkeit, Zuneigung, Liebe. Aber genau damit arbeiteten diese Personen. Sie schienen sich fast bewusst ein inneres Kind zu erschaffen, dass sie zu ihren egoistischen Zielen vorgeschoben haben, so wie die rumänischen Bettlergruppen organisierte Kinderbanden zum Betteln schicken, weil diese an unser Mitgefühl appellieren und wir dadurch automatisch tiefer in die Geldbörse greifen. Ist das nicht abartig, Kinder für solche Zwecke zu (be)nutzen? Es ist äußert manipulativ und psychologisch durchdacht. Es wird ein Kind vorgeschickt, damit es das von uns mit traurigen Augen erbettelt, wozu man einem Erwachsenen klar nein sagen würde.
Aber haben solche Menschen nicht höchstwahrscheinlich eine schwere, schlechte, traumatische Kindheit gehabt? Sollte man nicht besonders diesen gegenüber Geduld walten lassen und Verständnis aufbringen. Sollte man nicht auf das traumatisierte innere Kind mit Verständnis zugehen? So wie Dan Millman in dem Film „Der friedvolle Krieger“ sagt: „Die Menschen, die man nur schwer lieben kann, sind die, die es am meisten brauchen?“
Nun, das könnte man, würde es dieses Kind wirklich geben, wäre es nicht nur eine Projektion, ein Programm.
Unabhängig davon ob das Kind real oder nur eine Masche ist, gibt es in wahren Leben bei wahren Kindern nicht Momente wo sich auch die Grenzen kennenlernen müssen? Wo es richtig und wichtig ist Nein zu sagen: „Nein, das kannst du nicht haben!“, oder: „Das kann ich dir nicht geben.“, oder „Ich liebe dich, aber das was du möchtest liegt nicht in meinen Möglichkeiten.“?
Die Fülle von heute kann den Mangel von früher nicht ausgleichen
Warum gibt es unersättliche Menschen? Unersättlich im Sinne von materieller, sozialer und energetischer, aber auch geistig-seelisch-spiritueller Befriedigung? Egal wie viel sie schon bekommen haben, sie wollen und fordern mehr. Warum kommt kein Punkt, wo es ihnen reicht? Wo sie merken, dass sie bereits genug haben? Nun, trotz allem, was ich geschrieben habe, scheint die Ursache wirklich in der Kindheit zu liegen. Als hätten sie in der Kindheit eine Erfahrung des Mangels gemacht, als hätten sie im Empfinden von Manko gelebt und jetzt leben sie im Drang dieses lebenslang auszugleichen. Nun, egal was sie tun, wie viel sie bekommen und haben, die Uhr kann man nicht zurückdrehen, die Fülle von heute kann das Manko von damals nicht ersetzen! Warum nicht? Ganz einfach: weil zu jedem Zeitpunkt alles in Ordnung ist so wie es ist und weil wir zu jedem Zeitpunkt alles haben was wir brauchen. Erlebt also ein Mensch das Fehlen oder Vermissen von etwas und erzeugt dabei das Gefühl von Mangel bzw. Manko, ist trotzdem noch immer alles in Ordnung, weil gerade dieses Erlebnis war das was er brauchte. Er brauchte die menschliche Erfahrung, etwas zu vermissen, von etwas zu wenig zu haben oder es gar nicht zu haben. Auch diese Erfahrung hat ihn zu dem gemacht, was er heute ist. Und das Heute ist die Startposition für den nächsten und den weiteren Schritt. Aus dieser metaphysischen Sicht gesehen war auch das Kindheitsmanko kein Manko, sondern genau die ErFüllung von dem, was das Kind brauchte. Dieses ist für uns Menschen, so wie wir beschaffen und konditioniert sind, sehr schwer zu verstehen, nachzuvollziehen und zu verdauen. Es wehrt sich in uns etwas dagegen. Wir haben doch unsere eigenen unangenehmen Erfahrungen und Erlebnisse. Wir wissen, dass sie sich nicht toll anfühlten, dass wir uns insgeheim wünschten, die Situationen wären anders gewesen.
Das erste Mal die Hitze des Feuers oder einer Herdplatte zu erfahren ist nicht angenehm, aber wie sollen wir wissen was die Hitze ist, wie sie sich anfühlt, damit wir nächstes Mal nicht direkt ins Feuer laufen und gänzlich verbrennen?
…
Den Teil 2 von diesem Artikel unter dem Namen “Das innere Kind und das Liebesmanko” finden Sie hier ->
© 04/2015 Kristina Hazler
Der Rest dieser Geschichte ist nachzulesen auch im Buch
ASPEKTOLOGIE – Die heilende Integration der gespaltenen Persönlichkeitsaspekte und Seelenanteile
„Das innere Team und die Arbeit mit einzelnen inneren Teammitgliedern“ besteht aus folgenden Teilen:
- Der innere Meister
- Der innere Sklave und die unbewussten Codes
- Der innere Sklave und die endlose Scham
- Das innere (Ego)Kind und die kindliche Maske
- Das innere Kind und das Liebesmanko
- Der innere Schöpfer und seine schöpferische Depression
- Der innere Krieger und der Weg aus der Selbstverletzung
- Der innere Boykotteur in der Praxis
- Die Transformation des inneren Boykotteurs zum inneren Berater
- Das „eigene“ Schattenwesen und die Schattenenergie
- Der innere Engel in dieser Welt
- Der innere Versager und seine Transformation
- Der innere Genius – Es ist die höchste Zeit für eine Geniekultur
- Der innere Besserwisser und die Bereitschaft für nächsten Bewusstseinsschritt
- Der innere Kritiker – unsere ultimative Prüfinstanz
- Der innere (Lebens)Verweigerer und die überraschende Kehrwende