Der Engel und die göttliche Aufklärung

Gerade in diesen Zeiten (auch der Corona & Co.) können wir alle ein wenig Engelenergie und besinnende Engelsgeschichten brauchen.
Anbei mein Beitrag dazu.

Dieser Artikel ist Teil 7 der Artikelserie: Engelsgeschichten, die aus folgenden Teilen besteht:

1. Die Geschichte eines Engels
2. Ein Engel auf Erden bekommt eine engelhafte Hilfe
3. Ein Engel möchte kranke Herzen heilen
4. Der innere Engel in dieser Welt
5. Ein Engel lernt den Geist von Weihnachten kennen
6. Der Engel kommt endlich wieder nach Hause
7. Der Engel und die göttliche Aufklärung
8. Der Engel und der direkte Draht zu Gott

Der Engel und die göttliche Aufklärung, Teil 7 der Engelserie von Kristina Hazler

 

Dies ist die Fortsetzung der Geschichte „Der Engel kommt endlich wieder nach Hause

Der Engel war nach Hause zurückgekehrt und nach den ersten Freudentränen und nachdem er sich wieder auf seiner Engelsebene akklimatisiert hatte, merkte er, dass es mit dem irdisch-menschlichen Leben für ihn noch nicht ganz vorbei war. Einige Themen arbeiteten noch in ihm: Als hätte es nicht gereicht, dass er sich als Mensch, bzw. Menschenengel erfahren hatte, nein, es schien, als müsste er gewisse Bereiche noch aus seiner Engelsperspektive mit seinem unbefangenen Engelblick betrachten. Es wurmte und rumorte so Einiges in ihm. So ganz verstand er auch nicht, warum er die menschliche Ebene schon verlassen durfte, warum sich der Nebel der Illusion lichtete, der ihn in der menschlichen Welt gehalten hatte, wo er doch noch sooo viele offene Fragen hatte. Aber er wäre wahrscheinlich kein Engel, hätte er keine Fragen. Die Neugier und das Bemühen, alles in der Tiefe zu verstehen, macht doch Engel aus, oder?

Na ja, inzwischen war er sich da auch nicht so sicher, schließlich hatte er auf der Erde auch einige andere Engel getroffen, die sich zumindest so genannt, oder sich für einen gehalten hatten, aber diese waren ihm nicht ganz geheuer gewesen. Ob so oder so, die Neugier und das Verstehen wollen gehörten zumindest zu seinen eigenen engelhaften Eigenschaften. So dauerte es nicht lange, bis sich der Engel entschloss, erneut vor Gott zu treten und um Klärung einiger seiner noch immer offenen Fragen zu bitten.

Gespräche mit Gott

Der liebe Gott tat so, als wäre er äußerst überrascht, den Engel zu sehen, als hätte er erwartet, dass er jetzt einige Zeit Ruhe von ihm haben würde, aber dann entspannte sich seine Miene und der Engel verstand, dass es einer dieser göttlichen Scherze war und Gott ihn so und so schon erwartet hatte.

Im Gegensatz zu den Gesprächen, die sie miteinander geführt hatten, während der Engel unter den Menschen geweilt hatte, durfte er diesmal direkt neben Gott auf einem bequemen Sofa Platz nehmen, als würde er gerade einen guten Freund zu Hause besuchen. Wenn er sich früher als „Menschenengel“, als Engel aus der menschlichen Welt an Gott gewandt hatte, gab es immer diese gewisse Distanz, als müsste er beim Gespräch in ein entferntes Land telefonieren oder als spräche er aus einer anderen Dimension.

Gott schenkte ihm eigenhändig einen köstlichen Tee ein, dessen Duft alleine die restliche Unklarheit und menschliche Mattheit und Benommenheit in ihm zu lösen schien und er somit viel besser seine Fragen formulieren konnte, wenn …

Wie peinlich es jetzt auch war, in Gottes Anwesenheit und im Duft des Wundertees, fielen ihm gleich auch schon die Antworten ein, bevor er die Fragen in seinem Inneren fertig formuliert hatte. So schien es überflüssig zu sein, Gott die vorbereiteten Fragen vorzutragen. Bedächtig und ein wenig unsicher nippte er an seinem Tee und wusste nicht so recht, was er jetzt neben Gott eigentlich tun sollte. Es schien ihm, als verschwendete er nur die göttliche Zeit. Ein wenig Scham kam in ihm hoch, während er sich gleich nach dem nächsten Schluck von dem Zaubertee bewusst wurde, dass da etwas nicht stimmen konnte. Er war doch ein Engel und er kannte eigentlich keine Scham! „Oh mein Gott!“, dachte er sich, „Ich bin doch menschlicher geworden, als es mir dort unten unter den Menschen vorgekommen war!“

Ein wenig eingeschüchtert hob der Engel seinen Blick von dem duftenden Dampf des Tees Richtung Gott, als würde er gleich eine Rüge erwarten und gleich ging es in seinem Kopf  wieder los: „Oh mein Gott! Das kann doch nicht wahr sein! Ich bin doch kein Engel mehr, was ist hier mit mir los?! Seit wann fühle ich Unsicherheit? Seit wann ängstige ich mich vor Gott und seiner Meinung über mich! Das ist ja voll abgefahren! Unglaublich! Nicht auszudenken, ich bin ja gar nicht mehr ich selbst!“ – und fast hätte er dazu noch „Amen“ gesagt, dies hatte er sich aber sicherheitshalber schnell verkniffen.

Jetzt reichte es ihm aber!

Er stand auf, stellte sich mutig vor Gott hin und ließ sich von ihm betrachten. Es schien ihm, als vollbringe er gerade eine heldenhafte Tat. „Bitte, was ist doch dabei, dem göttlichen Blick standzuhalten? Das war früher doch kein Thema, kein Ding!“ Vor seiner Reise zu den Menschen hatte er nicht gewusst, dass er irgendwann dem göttlichen Blick standhalten musste oder sollte. Er liebte doch nichts mehr als den göttlichen Blick voller Liebe, Klarheit, Weisheit und Zuversicht. Was gab es also dabei standzuhalten?

Irgendwas stimmte also mit seinem Kopf nicht! Es schien ihm, als benötigte er sofort einen Seelenklempner, einen Psychiater oder irgendeinen anderen Spezialisten, der auf das Austreiben, Umschreiben von falschen Programmen und Überzeugungen im Kopf spezialisiert war. Ach was! Das konnte alles doch nicht wahr sein! Jetzt dachte er doch komplett wie ein verfahrener Mensch und wünschte sich dementsprechend jemanden, der ihm die ganze Arbeit an sich selbst abnehmen würde. Würde er sich bald auch noch irgendwelche Medikamente wünschen, die in ihm diese verkehrten Überlegungen und für einen Engel unpassenden Empfindungen unterdrückten? „Hallo-o-o! Wo bin ich da gelandet!? In einem verkehrten Universum, oder was?“

Die Barmherzigkeit Gottes

Langsam schien auch Gott genug von dieser Vorstellung zu haben oder aber er fühlte mit dem Engel mit und wollte ihn nicht mehr länger in diesem Zustand lassen, in den er sich womöglich noch immer tiefer hineinmanövrieren würde und am Ende würde vielleicht nichts anderes übrigbleiben, als ihn zurück auf die Erde zum Ballastabwurf und einer Reinigungskur zu schicken. So stand Gott auf, kam auf den Engel zu und legte ihm beruhigend die göttliche Hand auf seine Schulter, während er mit der anderen Hand eine Bewegung in der Luft machte, als wollte er die Engelsperspektive klären und erneuern.

Der Engel sah noch ein wenig verschwommen, aber während er mit seinen Augen der göttlichen Hand folgte, klärte sich sein Blick und er spürte auf einmal, wie er wieder mehr zu sich kam, wie er wieder mehr er selbst wurde, der Engel, der er immer gewesen war. Keine Unsicherheit, keine Scham, kein Standhalten usw. waren plötzlich notwendig: All diese Zustände existierten ja dort eigentlich gar nicht.

Plötzlich musste er kurz stark husten, und gleich danach niesen, als entledigte sich sein Engelskörper etwas, das noch in eine andere Dimension retourniert werden musste, als schickte er ein irrtümlich zugestelltes Paket zurück. Und auf einmal, siehe da! Endlich konnte er frei durchatmen, als wäre er alle Schwere und die ihn noch beschäftigenden Fragen los. Und da geschah es: Er hob vom Boden ab, ohne auch nur im Geringsten seine Flügel zu benutzen. Was für ein Gefühl! Was für eine Herrlichkeit!  Was für eine Leichtigkeit! Welche Freude, wieder ein Engel zu sein! Oh, wie hatte er diese freudige Leichtigkeit vermisst …

Gott kehrte inzwischen auf das Sofa zurück und beobachte mit väterlicher Freude den Tanz des Engels, den dieser gerade in der Luft vollführte. Es war für ihn jedes Mal aufs Neue ein Genuss, den Engeln zuzuschauen, wenn sie sich nach den Ausbildungsausflügen in fremde Welten wieder selbst entdeckten und neu (er)fanden.

Gott klärt den Engel auf

Aber jetzt war es langsam genug. Schließlich hatte Gott auch noch anderes zu tun und so winkte er dem Engel zu, dass er wieder auf dem göttlichen Boden landen und sich erneut zu ihm setzen und zuhören sollte:

„Siehst du mein Lieber, jetzt hast du erlebt, was so manche Fragen mit manchen Menschen und sogar auch mit den Engeln machen, die zu weit und zu lange den menschlichen Fragen nachgehen, denn nicht alle menschlichen Fragen sind kreiert worden, um Antworten zu finden. Wie du gerade selbst erfahren hast, ist es interessant,  dass dich solche Fragen verwirrt haben, obwohl du ein Engel und schon zu Hause bist. Das ist nur dann möglich, wenn sie in sich keine Absicht der Klärung tragen, sondern der Verschleierung oder – wie man aktuell modern auf der Erde sagt – der Gedankenkontrolle und der ablenkenden Beschäftigung dienen. Sie verführen, verleiten einen geradezu in die Unsicherheit und Unklarheit und zum Beispiel auch in Ohnmacht und Hoffnungslosigkeit, weil sie eben keine Antwort, keine Lösung anstreben. Mit anderen, einfacheren Worten ausgedrückt: Statt zu klären oder dich dir selbst näher zu bringen, verklären sie und entfremden dich dir selbst.

Ich weiß, dass du heute zu mir gekommen bist, weil du noch eine Menge Fragen und ihre Klärung erwartet hattest. Bevor wir eine Frage nach der anderen durchgenommen hätten, habe ich mir jedoch erlaubt, den Weg ein wenig abzukürzen. Mit Hilfe des göttlichen Getränks hat dein System sofort angefangen, alles auszuschwemmen, was mit dir selbst, mit deinem eigenen Wesen nicht im Einklang war. Und nachdem du jetzt so wunderbar geklärt und endlich engelhaft erleichtert bist, können wir uns den tatsächlichen Fragen widmen, die in dir noch übriggeblieben sind.“

Engel lachte kurz auf, umarmte Gott herzlich und nur so zu sich sagte er sicherheitshalber bestätigend: „Ja, das ist Gott und die Welt, wie er sie kennt.“

Diese unmittelbare Nähe zu Gott war es, die ihn augenblicklich beglückte. Er hatte kaum mehr in Erinnerung gehabt, dass sie sooo großartig ungezwungen und herzerwärmend möglich war.

Der Engel erkennt sich selbst

Das Engelherz beruhigte sich nach und nach und als er spürte, dass er seinen Herzrhythmus, seinen Engelrhythmus wiedergefunden hatte, atmete er tief ein und aus und fühlte in seinem Herzen nach, ob sich da wohl noch eine Engelfrage befand.  Und dann schrie er fast „Heureka“, da er sich wieder in Selbsterkenntnis ertappte, weil er seine unbändige engelhafte Neugier statt menschlicher Sorge spürte, eine Neugier darauf, was sein eigenes Herz für ihn bereithielt. Berührt und gerührt über sich selbst, wischte er sich ein paar glitzernde Engelstränen ab und schon spürte er auch die Frage aller unbeantworteten Fragen in ihm aufzusteigen. Die Wucht der Frage brachte ihn kurz so ins Wanken, dass er seine Engelsflügel fest zusammenkneifen musste, damit er die Bodenhaftung nicht verlor. Dann besann er sich wieder auf das Engelhafte und … die engelhafte Neugier war da und half ihm DIE Frage aller Fragen, ohne jegliche Umschweife zu formulieren, während er weiterhin die göttliche Zuversicht in seinem Herzen spürte:

Das Wesen der Dunkelheit

„Nun, die Frage betrifft das sogenannte Böse, oder manchmal jetzt unter den Menschen auch als „das Dunkle“ genannt. Nach deiner vorherigen Lektion ist es eigentlich unlogisch, dass ich diese Frage stelle, weil du mir so anschaulich gezeigt hast, dass mich solche Fragen wahrscheinlich mehr von mir weg als zu mir bringen. Nicht wenige Menschen fürchten sich, dieser Frage nachzugehen, die sie so innerlich quält und verbrennt, und doch muss ich diese Frage stellen, weil ich vertraue, dass sie irgendeinen Grund hat, wenn sie noch in meinem Herzen ist.

Es ist einfach so, dass – egal wie vermenschlicht ich auch schon gewesen war, egal in welchen schweren Umständen ich mich auch befunden hatte, egal welche unangenehmen und schmerzvollen Dinge mir auch geschehen waren – ich diesem Hype rund um die Dunkelheit nicht folgen konnte. Und es war nicht leicht. Ich hatte das Gefühl, als wenn mich täglich etwas herausgefordert hätte, mich versuchte in die Knie zu zwingen und wartete, wann ich endlich nachgäbe, wann ich endlich die Existenz des sogenannten Bösen anerkennen würde.

Bei all meinem engelhaften Verständnis und der Annahme von allem so, wie es ist, konnte ich einfach diese Überzeugung nicht in mir integrieren, was mir echt viele, sehr viele schwere Stunden unter den Menschen bescherte und wie du weißt: Auch die Kluft zwischen mir und ihnen wurde dadurch nicht gerade kleiner.

Für mein Wesen ist nicht ganz zu verstehen, dass, während Menschen überall und zu jedem Zeitpunkt das Böse zu fürchten scheinen, sie es doch irgendwie tagtäglich zelebrieren. Sie heben es auf ein Podest und beten es manchmal sogar an. Es scheint für sie tatsächlich existent zu sein und wie es oft mit der menschlichen verkehrten Logik ist: Während sie es fürchten, erwarten sie sich doch irgendwelche Vorteile davon. Vorteile, die du ihnen anscheinend nicht geben kannst, was ja völlig unlogisch ist, weil du bist doch Alles-was-ist. Also muss es dir doch auch möglich sein, ihnen das zu geben, was sie sich stellvertretend von der Dunkelheit oder der dunklen Seite des Lebens versprechen.

Und …

Auch so manche Vorkommnisse auf der Erde und in menschlichen Schicksalen scheinen eindeutig die Existenz so einer „dunklen“ Kraft zu bestätigen, die es sich zu fürchten lohnt.

Doch obwohl ich so nah und so lange dabei war, konnte ich eine solch „böse Kraft“ nicht spüren. Habe ich etwas nicht erkannt? Habe ich etwas noch nicht ausreichend gelernt?

Schon allein, wenn ich jetzt darüber spreche, spüre ich die dumpfen, tieftönigen, dichten Vibrationen dieser kraftvollen Energie, welche die Menschen Dunkelheit nennen. Und obwohl ich diese Schwingungen oft auch dort unten spürte und sie mir zu schaffen machten und gar derartig schwächten, dass ich kaum mehr meine Flügel durchlüften konnte, so überzeugte es mich nicht. Also kannst du mich bitte aufklären, lieber Gott? Was hat es damit auf sich?“

Menschen wollen in sich das Gute erkennen

„Mein Lieber, das Thema hat auf der Erde eine zehntausende von Jahren lange Tradition. Es ist eine Art Programm, das den Menschen hilft, sich selbst als gut zu erkennen und sie waren bislang noch nicht soweit, um dieses Kontrastmittel[1] aufzugeben. Es gefällt ihnen, sich selbstverliebt im Kontrast der sogenannten Dunkelheit zu betrachten. Nun, zur Selbstverliebtheit war dieses Programm nicht gedacht und so stark wie sie heute Menschen wahrnehmen, war die Dunkelheit auch nicht programmiert. Mit der Zeit erschuf jedoch der menschliche Geist, der immer stärker wurde, kräftigere Kontraste um sich selbst immer mehr, immer stärker und lichtvoller hervorzuheben.

 Aktuell grassiert eine Art „Lichtkrankheit“ in der menschlichen Dimension, eine Art Virus, mit dem die bereits vorhandene Dunkelheit kaum Schritt halten kann, entsprechend dem Licht, nach dem sich so manche sehnen, in dem sie sich sehen wollen. Den Menschen reichen die vorhandene Liebe und Weisheit nicht, sie wollen mehr und mehr und mehr, an allen Ecken und von allem. Manche sind schon am Ersticken, sind übersatt und doch schreien sie um Hilfe nach mehr … Nach mehr Fülle und was weiß ich, nach noch was.

 Es ist eine Phase im Erwachsenwerden der Menschen und ich weiß, einige bereits Erwachte und Erwachsene fragen unglücklich, wie lange sie wohl noch dauern wird. Nun, sie wird so lange dauern, wie lange die Menschen noch wollen, sich nur auf der einen, auf der sonnigen Seite des Lebens und auf einem Podest zu sonnen, statt sich im Leben selbst zu sehen, das so ist, wie es ist und auch andere als nur sonnige Seiten hat. Bis es soweit ist, greifen sie auf das Konzept des Bösen zu, der Dunkelheit, welches tiefe Abgründe erschafft – entsprechend der Höhe, nach der sie streben – und eine Schwere und Dichtheit – entsprechend der Leichtigkeit und Feinstofflichkeit.

 Siehe, mein lieber Engel, wir sind hier bei mir zu Hause, im göttlichen Reich auf keiner Höhe. Wir sind hier im Allem-was-ist und nur, weil die Menschen diese Abgründe gedanklich erschaffen haben, scheint es so, als wären wir ihnen gegenüber erhöht. Und doch sind ihre Abgründe fest in Allem-was-ist eingebettet und es kann ihnen nichts passieren. Es ist nur ein Spiel, ihr Spiel, wofür sie sich entschieden haben, um zu erkunden, so wie du einst das menschliche Leben erkunden wolltest.“

Höhen und Tiefen

Gott stand erneut auf, und wie schon bei der letzten Begegnung öffnete er ein Schaufenster im göttlichen Boden und deutete dem Engel, näher zu kommen und ins Fenster zu schauen. In einer Art Zeitrafferaufnahme spielte sich vor ihren Augen eine Szene ab, in der eine Gruppe von Menschen beschloss, keine Abgründe mehr zu bauen und auf die Kontrastmittel zu verzichten. Sie sehnten sich einfach nur mehr nach dem puren Leben samt all seinen Facetten und mit jedem ihrer Atemzüge wurden die einst tief gegrabenen Schluchten und Täler immer seichter, bis sie ihnen so nah waren, dass der Engel glaubte, sie auch schon berühren zu können. Die gut bekannte Kluft zwischen dem Engel und den Menschen schien sich so langsam aufzuheben.

Und dann öffnete Gott ein zweites Fenster im Boden, gleich neben dem ersten und sie betrachteten eine Gruppe von Menschen, die sich von einer anderen Menschengruppe abheben wollte. Sie gruben dort, wo sie sich vorstellten, dass es dort kein Licht gäbe, sondern ausreichend Dunkelheit, die sie als Kontrastmittel brauchten, um selbst strahlend zu erscheinen und so der anderen Gruppe zu beweisen, dass sie lichter waren als sie. Sie gruben so tief, damit sie in diesem Graben ausreichend hohe Tribünen bauen konnten, auf die sie sich dann stellten, um allen aufzuzeigen, wie hoch und wie licht sie denn wären. Dafür mussten sie aber die anderen in die Grube ganz nach unten locken, damit diese überhaupt die atemraubende Höhe und das prachtvolle Licht erfassen konnten und sich so klein genug und ohnmächtig gegenüber der Größe und dem Licht fühlten.

Die freie Wahl

Der Engel betrachtete beide Fenster und wieder einmal wurde ihm klar, dass es irgendwie die Wahl jedes einzelnen Menschen war, für welchen Weg, für welches Spiel, für welche Erfahrung er sich entschied. Das ist doch das Phänomen der menschlichen Erde, dass sie so viele Facetten und Reichtum an Elementen und Ebenen bietet, dass jeder für sich selbst dort das finden kann, was sein Herz gerade begehrt. Eines war klar: Es gab nichts zu fürchten, auch dann nicht, wenn die Menschen so tief in der „Sch….“ zu sitzen schienen, weil doch, wie Gott vorher gesagt und aufgezeigt hatte: Alles ist letztendlich im Allem-was-ist eingebettet.

Aber dann war doch noch eine Frage für den Engel zu klären:

Engel können die Wahrheit nicht vergessen

„Wozu gibt es dann überhaupt Engel, wenn sich die Menschen in keiner Gefahr befinden, wenn sie sich nicht verlieren können, wenn immer alles in Ordnung ist?“

„Nun meine Lieber, das ist eine leichte Frage, mit einer noch leichteren Antwort:

Menschen können sich zwar nicht verlieren, aber sie wissen es in dem Moment nicht und Engel … Engel heben die Erinnerungen für sie auf, weil – wie du gesehen hast – egal in welcher Tiefe du warst – als Engel konntest du in deinem Herzen die Wahrheit nicht vergessen.“

„Dann gibt es tatsächlich Unterschiede zwischen Menschen und Engeln? Das konnte ich auch nie wirklich begreifen, weil ich in mir die ganze Zeit das Gefühl trug, fast in jedem Menschen auch einen Engel zu erkennen …“

„Das ist ganz einfach. Du sahst dich selbst in jedem Menschen, dessen Erinnerungen du in dir getragen hast und … solch ein Mensch, bei dem du fähig warst, dich bzw. die Engelsenergie zu sehen, besaß auf jeden Fall die Fähigkeit, die Engelsenergie zu spiegeln. Das bedeutet, dass so ein Mensch bereits die Vision der Engelsqualität in sich trägt, sonst wäre eine derartige Spiegelung nicht möglich. Menschen, die sich der Engelsenergie bewusst oder unbewusst verschließen, können diese dann auch in ihrer reinen Form nicht spiegeln.“

„Kann ich für mich kurz zusammenfassen, ob ich es richtig verstanden habe?“, fragte der Engel eher rhetorisch, während er schon sein neu gewonnenes Verständnis zusammenzufassen begann:

„Da die Menschen in Wirklichkeit nie verloren sein können, sie es aber in dem Moment, in dem sie sich verloren fühlen, nicht wissen, haben sie ihre Engel, welche wichtige Erinnerungen für sie aufbewahren. Damit sie aber auf diese Engelserinnerungen zugreifen und sich somit auf sich selbst besinnen können, müssen sie auf gewisse Weise die Nähe zulassen, damit sich ihnen der Engel annähern kann. Kommt der Engel zu früh und zu nah, kann es passieren, dass der Mensch die Aufgabe des Engels missinterpretiert und beginnt, ihn mit all den Fragen zu bombardieren, auf die es in Wirklichkeit keine Antwort gibt. Oder er möchte aufgrund der verkehrten Logik aus der Tiefe herausgezogen werden, ohne dass er aber die vorgestellte Höhe aufgibt. Und weil Engel das Wahre, das Natürliche nicht vergessen können, spüren sie in jedem Moment die Natürlichkeit oder auch die Verfangenheit und Illusion und spiegeln sie den Menschen zurück und diese haben dann die Wahl. So muss ein Engel eigentlich nichts Bestimmtes tun als einfach er selbst zu sein und geschehen lassen, was durch seine Präsenz geschieht. Stimmt das so?“

„Ob das stimmt?

Du bist doch ein Engel, der die Wahrheit nicht vergessen kann! Fühle dich also mit deinem liebenden Engelherzen hinein. Das wird sofort alles beleuchten, was stimmig und was nicht stimmig ist! Herzlich willkommen zu Hause, meine Lieber!“

© 12/2020 Kristina Hazler, mein Telegramkanal -> t.me/kristinahazler

 

Fußnote

[1] Mehr über Kontrastmittel als ein Instrument der Bewusstseinsarbeit erfahren Sie in meinem Buch „BewusstseinsCoaching 3 – Die Kunst der Wahrnehmung

 


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