Friedensmeditation
So viele Menschen auf der Welt treffen sich regelmäßig – ob im virtuellen Raum oder an realen Orten. Sie kommen immer regelmäßiger und in immer größerer Zahl zusammen, um gemeinsam für den Frieden zu beten und/oder zu meditieren. Das gemeinsame Feld der Sehnsucht und des Gebets soll eine Lichtwelle über die Erde bringen und den Frieden endlich möglich machen. Meistens sind es friedliebende Menschen, die sich aus tiefstem Herzen Frieden für sich, ihre Mitmenschen, die Erde und das Universum wünschen. Sie haben eine klare Absicht und Sehnsucht und wissen tief in ihrem Inneren, dass Frieden etwas Natürliches und Mögliches ist. Und doch scheint die erzeugte Wunsch- und Gebetswelle zu keinem sichtbaren Friedenserfolg zu führen. Aktuell scheint es eher umgekehrt: Der Frieden scheint uns trotzen zu wollen, er scheint uns auszulachen, er scheint uns den Rücken gekehrt zu haben. Chaos, Gewalt, Destruktion, Intoleranz und Wahn scheinen sich wie ein Lauffeuer über den gesamten Globus auszubreiten. Wie ist das möglich? Was kann man machen? Noch mehr meditieren, noch mehr beten, noch mehr zusammenkommen, lichte Wellen erzeugen und alles in Liebe hüllen? Wie ich in meinem Artikel „Wie lange noch?“ schrieb:
Wie lange werden wir noch etwas tun, das uns bereits mehrfach gezeigt hat, dass es nicht zum gewünschten Ergebnis führt?
Wie lange noch, bis wir endlich verstehen, dass wir umdenken müssen, dass wir unsere Sichtweise und unsere Wahrnehmung ändern müssen?
Wie lange noch, bis wir in unserer verkehrten Logik* merken, dass wir aus ihr heraus verkehrte Schlussfolgerungen ziehen und dadurch auf derverkehrten Seite zu handeln versuchen?
(* Die verkehrte Logik ist ein Begriff, der in meinem Buch „BewusstseinsCoaching“, im Band 2 „Die verkehrte Logik“, einleuchtend erklärt wird)
Ob so oder so: Warum erhört Gott die seit Tausenden von Jahren regelmäßig an den Himmel gerichteten Friedensgebete von Millionen und Milliarden Menschen nicht? Warum hilft er nicht? Warum haben wir noch keinen Frieden?
Aber ist das wirklich so? Haben wir keinen von Gott geschenkten Frieden? Sind wir uns hundertprozentig sicher, dass wir nicht das bekommen haben, worum wir bitten, oder dass es nicht schon immer da war und ist?

Frieden ist schon hier
Was, wenn deswegen nichts kommen kann, weil es bereits gekommen ist?
Gestern Abend, kurz bevor ich eingeschlafen bin, habe ich mich gefragt, wie Gott dieses Thema wohl sieht. Unmittelbar darauf habe ich das folgende Stimmungsbild übermittelt bekommen:
Vor mir erstreckte sich ein weiter Ozean. Er war ruhig und gelassen. Am Horizont stand die hell strahlende, wärmende, aber nicht blendende und nicht verbrennende Sonne, als wäre sie in einer innigen Umarmung mit dem Meer. Und doch waren die Sonne und das Meer … jeder für sich. Ich konnte aufgrund meiner Vorstellungskraft eine leichte Brise erahnen, die über den Ozean wehte. Am Ufer fühlte man den Rhythmus des Ozeans, das ewige, sanfte Hin und Her seiner Wellen. Es ist kaum zu glauben: Im Rhythmus, aber ohne Takt – einmal so und dann wieder so, wie es gerade geschah. Das Wasser ergoss sich in einem Augenblick sanft und geduldig über den Strand, um im nächsten ohne Eile und ohne getrieben zu sein wieder abzuziehen, wohlwissend, dass es im nächsten Moment wieder zurückkommen würde, sei es an den Strand oder ins Meer. Alles hatte seine eigene Ordnung und Ruhe. Alles war in Ordnung. Alles war im ewigen Frieden miteinander und mit sich selbst. Alles hatte seinen Platz und seinen Sinn in diesem wunderbar belebenden und heilenden Bild.
Und dann erahnte ich in der frischen Brise den göttlichen Blick: geduldig, liebevoll, wissend, der das gesamte Szenario überblickte. Es gab nichts zu verbessern, zu korrigieren oder zu retten. Ich spürte seine umarmende Liebe und Präsenz zu allem. Nichts war allein, verlassen, ohne ihn. Er wusste über jeden Wassertropfen und jedes Sandkorn Bescheid und wachte über sie.
Dann wurde mein Blick in eine engere Perspektive gezoomt. Ich fand mich am Ufer wieder, so klein wie eine Ameise. Ich sah nur noch das, was direkt vor meiner Nase war, und das riesengroß. Kein Meer, kein Horizont, keine Sonne. Nur Massen an wirbelndem, brodelndem, schaumigem Wasser, das laut rauschte und den gesamten Sand sowie einzelne Körner wie in einem starken Whirlpool wälzte. Ich fühlte mich fast wie im Krieg. Alles um mich herum tobte. Am liebsten wäre ich weggerannt, wenn ich gekonnt hätte, denn es schien mir so laut und so gefährlich, als ginge es gleich um mein Leben. Aber gleichzeitig wusste ich, dass ich nur einen winzigen Ausschnitt dessen sah, was mir vorhin so wunderbar friedlich und erholsam vorkam. Und so wusste ich auch: Es war alles perfekt, und es hatte keinen Sinn, nach Hilfe zu rufen. Und so beobachtete ich weiter einzelne, durch die Luft, das Wasser und die Sandmassen gewirbelte Sandkörner. Wie müssen sie sich wohl fühlen? Wie muss ihnen die Welt vorkommen? In einem Moment in der Freiheit am Strand in der Sonne liegend, im nächsten überflutet, in einem Sog dahin schwimmend, in der Masse untergehend, irgendwo am Ozeanboden tief unter anderen Sandkörnern begraben …
Und doch war alles in Ordnung, alles war immerwährend und alles war an seinem Platz. Ich spürte den geduldigen göttlichen Blick, der auf das panische Sandkorn gerichtet war. Es gab nichts zu retten und nichts zu verändern. Jedes Sandkorn war genauso wie jeder Meerestropfen und jeder Lichtstrahl an seinem Platz!
Mit dem Wissen um die aus dem Nahen Zoom erscheinenden Gewalten kehrte ich in die Vogelperspektive zurück, blickte auf das „göttliche Ganze“ und verstand, warum er mit seinem Werk zufrieden wirkte: Es herrschten Frieden und Liebe überall und über allem.
So frage ich mich: Wenn wir schon zwecks Frieden meditieren und/oder beten, wäre es dann nicht richtiger, darum zu bitten, dass wir wieder fähig sind, den Frieden (überall und über allem) zu erkennen? Dass wir unseren gebannten Blick vom Unfrieden lösen können? Und dass wir wieder Frieden empfinden können?
Weil …
Wenn du die Wolken am Himmel betrachtest und sie in ihrer Zeit ruhig an dir vorbeischwimmen siehst, was empfindest du?
Wenn du die glitzernden Sonnenreflexionen in einem See betrachtest, was empfindest du?
Wenn du die Schneeflocken vor deinem Fenster oder vor deiner Nase fröhlich tanzen siehst, was empfindest du?
Wenn du die Vögel in einer Baumkrone zwitschern oder streiten hörst, was empfindest du?
Wenn du Wiesenblumen betrachtest, die sich im Wind bewegen, was empfindest du?
Wenn du einen Wasserfall mit seiner ganzen elementaren Wucht betrachtest, wie er ewig vor sich hin fließt, ohne zu klagen, was empfindest du?
Wenn du einen Maikäfer betrachtest, der einen Grashalm emporklettert, was empfindest du?
Wenn dir ein Reh den Weg kreuzt, was empfindest du?
Wenn du die einzelnen Blätter, Halme und Blüten deiner Zimmerpflanze betrachtest, was empfindest du?
Wenn du den Himmel mit all seinen Sternen und dem Mondschein betrachtest, was empfindest du?
Wenn du Bienen und Schmetterlinge betrachtest, die fleißig von Blume zu Blume fliegen, was empfindest du?
Wenn du deine Gartenkeimlinge bei ihrem Wachstum betrachtest, was empfindest du?
Wenn du das erste Grün nach einem langen Winter betrachtest, was empfindest du?
…
Ich persönlich empfinde Frieden, Liebe und Dankbarkeit bei der Betrachtung all dieser Dinge und weiß deshalb: Der Frieden ist überall um mich herum. Warum sollte er also kommen? Er war schon immer da, auch bevor ich nach ihm trachtete, bevor ich lernte, mich nach ihm zu sehnen. Das Bedürfnis nach einem Friedensgebet oder einer Friedensmeditation ist für mich lediglich ein Zeichen, dass sich der Fokus verschoben hat, dass man den Frieden und alles Friedliche aus dem Augenwinkel verloren hat, weil etwas anderes das Blickfeld besetzt und getrübt hat.
Was uns also helfen kann, wofür wir uns im Himmel anstellen können, ist, dass unsere Augen, unsere Herzen, unsere Sicht und unsere Wahrnehmung geklärt werden und unser Fokus neu ausgerichtet wird, sodass wir wieder sehen, erkennen und dem Frieden in die Augen schauen können.
© 12/2015 Kristina Hazler
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