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Der große Plan oder Wenn der Mensch plant und das Leben lenkt

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Vor einigen Jahren zog mich wieder einmal weg von Menschen. Ich musste auf Abstand gehen um wieder einen Plan zu haben, wieder zu Sinnen und meiner eigenen Klarheit kommen. Die Ereignisse der vergangenen Monate haben mich mit vielen Erfahrungen beschenkt, aber das „Absteigen“ zu diversen menschlichen Bühnen, um darüber berichten zu können, hat ihre typischen Spuren an meinem Körper und Energiesystem hinterlassen.

Der Plan

So war wieder einmal für mich das lange Fasten angesagt. Nicht nur die Aufnahme von Nahrung, sondern auch des menschlichen Energien- und Informationssmogs einzuschränken, um dem Körper, dem Energiesystem, dem Geist und der Seele und auch mir als Menschen die Möglichkeit zu geben, das Unverdaute, das Abgespeicherte, das sich an mir/in mir abgesetzt habe zu verarbeiten, um wieder leichter, freier, unbefangener und klarer zu sein.

Anders sollte diesmal sein, dass ich ganz alleine, also ohne meinen Mann sein sollte, was irgendwie nicht nur das Alleinsein in Abgeschiedenheit bedeutete, sondern einen zusätzlichen Effekt hatte: ich durfte mich somit auch im Sprech- und Mitteilungsfasten erfahren.

Der Plan: 21 Tage Reduktion vieler Faktoren und die Intensivierung der natürlichen Komponenten und der eigenen inneren Welt. Ich freute mich sehr darauf und war auch gespannt, wie sich die Meeresgezeiten auf mein Fasten auswirken werden. Der regelmäßige Rhythmus der Ebbe und Flut musste doch genial die Entschlackung und den Abtransport von Allem, nicht mehr Benötigtem, unterstützen. Noch nie hatte ich 21 Tage lang am Meer gefastet, also war ich sehr gespannt auf die Reaktionen meines Körper- und Energiesystems. Wie sehr wird mein Wasserhaushalt mit dem Meer mitschwingen? Wie wird es sein, nach circa 10 Tagen, wenn ich schon ziemlich entleert sein werde und zum Beispiel ein starkes Gewitter über das Meer ziehen wird? Werde ich zu schwach dafür sein, wird es mir die Erdung entziehen?

Seit Jahren arbeite ich an einem Buch über das Fasten und diese Erfahrung könnte mir sicher noch zusätzliche interessante Informationen und Perspektiven liefern, um den Inhalt ganzheitlicher zu ergänzen.

Das natürliche Leben belebt

Alles verlief ziemlich unproblematisch. Es war Frühling, die frische salzige Luft und die täglichen, ausgedehnten Spaziergänge am Meer taten mir gut. Wenn eine Schwäche, eine „Fastenkrise“ über mich kam, musste ich nur an den Strand gehen und wurde innerhalb von einigen Minuten dermaßen gestärkt, dass ich das Fasten völlig vergaß. Die unangenehme Leere verflüchtigte sich.

Viele Menschen haben Angst vor dem „Wasserfasten“ (also dem kompletten Verzicht auf Nahrung, außer Wasser und Tee), weil sie meinen, dass der Hunger, den sie üblicherweise empfinden, von Tag zu Tag größer, also irgendwann nicht aushaltbar sein wird. Ich faste regelmäßig seit fast 30 Jahren und meine persönliche Erfahrung ist, dass das Hungergefühl vor allem ein Signal ist. Wenn man gewisse Fastenregeln beachtet, steigert sich die Intensität ab gewissen Punkt nicht mehr. Nach ca. 3 Fastentagen (Es ist ein Richtwert, hier gilt selbstverständlich auch Individualität und es spielt auch eine Rolle wie oft man schon gefastet hat.) schaltet der Körper auf die innere Versorgung, also aus den angelegten Reserven um. (Umso öfters man bereits gefastet hat, umso schneller schaltet sich der Körper um, weil er den Prozess bereits kennt) Das Hungergefühl geht zurück und meldet sich vor allem zu den gewohnten Essenszeiten, um dann wieder in den Hintergrund zu treten. Was dann bleibt ist eine Art Leere. Manche empfinden diese Leere als angenehm, manche können sie eher unangenehm empfinden, wenn sie gewohnt sind, ständig in einer Art „Völlegefühl“ zu leben. Diese Leere kann nicht nur aufgrund von Nahrungsentzug, sondern auch dann entstehen, wenn sich auf einmal zu viele angesammelte Energien, die man im eigenen System integriert hat lösen.

Das war also das Fasten am Meer! Das Fasten existierte in mir eigentlich gar nicht, so lange ich mich im Freien aufhielt. Im Zimmer angekommen, blieb ich noch einige Stunden so energetisiert, dass ich es sogar schaffte, längere Zeit am PC zu sitzen und an Korrekturen meines neuen Manuskripts zu arbeiten, was sonst kaum möglich gewesen wäre, weil mich diese monotone Computerarbeit jedes Mal (auch wenn ich nicht fastete) auslaugte und auskühlte und mich im Fastenmodus kaum wieder aufwärmen konnte. Aber im Rhythmus des Meeres waren sogar solche energieentziehenden Arbeiten möglich.

Am zwölften Tag kam aber die typische Fastenkrise …

Üblicherweise gibt es während des Fastens höchstens zwei größere Fastenkrisen im Sinne des stärkeren Hungerempfindens (vorausgesetzt man kennt sich und den eigenen Körper gut genug, um die Wahrnehmung auch optimal deuten zu können). Die erste Krise und damit das Hungergefühl darf man überwinden. Der Körper und das Energiesystem schalten dann (meiner Wahrnehmung nach) in eine Art höhere Stufe der Versorgung und üben sich an der Selbstversorgung. Das ist wahrscheinlich die Phase, die auch im Lichtkörperprozess angestrebt wird, also eine Phase, wo der Körper und das Energiesystem lernen, sich aus der „Luft“ zu ernähren, also sich nach alternativen (feinstofflichen) Versorgungsressourcen auszurichten. Nach mehreren solchen (ins Feinstoffliche vorgedrungene) Fastenzeiten kann das System solche „alternative“ Nährquellen weiter mitnutzen, auch wenn man zur physischen Nahrung zurückkehrt. Letztendlich beinhaltet auch jede natürlich gesunde physische Nahrung auch feinstofflich-energetische „Inhaltsstoffe“. Meldet sich jedoch ein zweites Mal eine verstärkte Hungerkrise, ist das ein Signal, mit dem Fasten aufzuhören. Ich persönlich hatte manchmal auch nach 21 Fastentagen dieses Signal nicht erreicht. Ein anderes Mal, obwohl ich mir das einundzwanzigtätige Fasten vorgenommen habe, kam dieses Signal doch früher und so beendete ich das Fasten. Man kann selbst nämlich kaum alle Faktoren bedenken, die so einen Fastenprozess begleiten und beeinflussen, unterstützen oder sogar schwächen. So sollte man unbedingt auf diese Signale hören, weil es doch auch sein kann, dass man das (unbewusste) Ziel, warum man fastete bereits früher, als gewohnt/angenommen erreicht hat.

Wahrscheinlich verstärkt durch das ziemlich aufgewühlte Meer und durch an dem Tag großen Gezeitenunterschied und selbstverständlich, wie sollte es anders sein – dem Vollmond, kam also die Fastenkrise. Meine Beine waren zittrig und ich hatte Mühe, drei Stockwerke im Haus wo ich untergebracht war, hinunterzugehen, um an den mich belebenden Strand zu kommen. Aber auch der tägliche Spaziergang half mir an diesem Tag nicht wirklich. Doch es war sicher besser draußen mit den Elementen zu sein, als im eher düsteren Zimmer in Selbstmitleid zu versinken. Unabhängig davon spürte ich, dass mein Körper die Bewegung brauchte, damit er sich leichter, der sich gerade stauenden Schlacken, entledigen konnte.

Die Krisenlektion

Am Abend ging es mir gar nicht gut und so hoffte ich, mich in den Schlaf zu flüchten um den Körper ohne mein hin-und-her-Grübeln und Analysieren das tun zu lassen, an dem er gerade arbeitete, was anscheinend mehr Energie als üblich für sich beanspruchte. Es gibt beim Fasten immer wieder diese Momente, an denen ich spüre, dass es gerade ans „Eingemachte“ geht als wenn sich Gerade irgendein tief verstecktes Thema ihren Weg durch verkrustete Zellen- und Energieschichten bahnt.  Aber dass mir diesmal das Leben dazu auch unmittelbar die Unterrichtslektion in der physischen Welt liefert, das war mir in der Form wirklich neu:

Es war etwas nach zweiundzwanzig Uhr, als ich plötzlich das Klopfen an der Tür hörte. Was bedeutete das? Die ganze Anlage in der ich wohnte, war außerhalb der Saison fast leer. Dass es jemand von der Hausverwaltung wäre – um diese Zeit? – unwahrscheinlich. Wegen der Fastenkrise war ich ganz matt, zittrig, schwindelig-instabil, geschwächt und es plagte mich trotz zwei Decken Schüttelfrost. War ich also (in diesem Zustand oder sonst auch) verpflichtet zu Tür zu gehen und nachzuschauen, bzw. zu öffnen? Was oder wer hätte das sein können? Ich hatte keine Idee. Und vor allem, mein Anblick in diesem Moment war sicherlich nicht besonders repräsentativ.

Nur in meinem Nachthemd bekleidet schleppte ich mich dann doch ganz leise zur Tür, damit jener hinter der Tür nicht bemerkte, dass jemand zu Hause war, um durch den Spion zu sehen, was da los war.

Und da bot sich mir ein seltsamer Blick: Eine sehr kleine, zierliche, ältere Dame mit zwei Minischoßhündchen an der Leine stand vor meiner Tür. Hm …

Verwundert öffnete ich die Tür einen Spalt weit, gerade so, dass ich hinaussehen und meinen mitgenommen Körper samt Nachthemd hinter der Tür verbergen konnte.

Und dann kam es! Die Herausforderung! Die Krisenlektion!

Es stellte sich nämlich heraus, dass die Oma an diesem Tag aus Österreich angereist war und das Apartment neben mir bezogen hat und als sie mit ihren Hunden am Abend Gassi gegangen war, hatte sie sich ganz „einfach“ ausgesperrt und jetzt wollte sie von mir wissen, ob ich die private Telefonnummer von jemandem aus der Agentur hatte.

Selbstverständlich hatte ich diese nicht.

Was sollte ich tun?

Normalerweise machte sich in solchen Momenten etwas in mir selbständig. Eine Art Rettungsinstinkt oder Rettungsmuster überkam mich und ich war sofort bereit, dem Menschen (nach meinen Besten) zu helfen. Aber diesmal war es anders. Ich war im Fastenmodus und da übernahm mich anscheinend etwas anderes, bis dahin eher Unbekanntes. Eine Art anderer Klarheit, die ich mir wahrscheinlich im normalen Fall nicht erlaubt hätte.

Die Oma stand weiter vor der Tür, die Hunde waren schon fast in meinem Zimmer, während mein gerade extrem langsam arbeitender Verstand alle in Frage kommende Alternativen durchzuspielen versuchte. Was konnte ich tun und was könnte die Oma tun, bzw. was war das Schlimmste, was ihr in dieser menschenleeren Gegend bevorstehen könnte?

Sie stand einfach nur hilflos da und fragte mich, was sie tun soll, ob sie auf der Stiege des Apartmenthauses übernachten soll. Da ihr Zimmer gleich neben meinem war, fragte ich sie kurz, ob sie vielleicht die Balkontür offen gelassen hatte, aber dann bereute ich das auch gleich. Ich fragte mich, ob das wirklich so eine gute Idee wäre, in meinem Zustand, wo mir immer wieder dunkel vor Augen wurde, im dritten Stockwerk von einem Balkon zum anderen zu klettern, als wäre ich eine Akrobatin. Aber Gottseidank verneinte sie, dass sie die Balkontür offen gelassen hatte, wer weiß, was ich dann getan hätte.

In meinen jungen Jahren hätte ich der Oma höchstwahrscheinlich das Angebot gemacht, die Zeit bis in der Früh in meiner Wohnung zu verbringen. Aber wie? Hätte ich die Oma alleine in der kleinen Küche auf dem Stuhl sitzen gelassen und mich persönlich gemütlich ins Bett gelegt und friedlich geschlafen? Das hätte ich sicherlich nicht geschafft. So hätte ich eher die Nacht auf dem Stuhl verbracht und der Oma mein Bett überlassen!  Oder ich wäre die ganze Nacht mit der Oma durch die Gegend gewandert, um eine Hilfe zu finden.

Nun, jetzt war ich keine Zwanzig mehr und ein Thema bahnte sich gerade ihren Weg …

Aufgrund meines geschwächten Zustandes und des Bedürfnisses, endlich ins warme Bett zu fallen, kam das alles für mich diesmal also nicht in Frage. Ich konnte mich selbst und meine Bedürfnisse nicht erneut zurückstecken (das Thema), auch nicht, wenn so eine hilflose Oma vor mir stand. Es war wie eine Prüfung mit einer höheren Schwierigkeitsstufe.

Klar die Schwierigkeitsstufe war nicht ohne. Es handelte sich doch um eine ältere, zierliche, offensichtlich verwirrte Person. Aber etwas in mir zeigte mir andauernd eine Stopp-Tafel und sprach zu mir: Nur kein Mitleid! Sie war doch fähig ganz alleine mit zwei Hunden, in diese verlassene Ortschaft zu kommen, um hier die Zeit zu verbringen. Um in diesem Alter selbständig und fit auch Kopf zu sein, liefert ihr das Leben verschiedene Herausforderungen, die sie meistern muss. So lernt sie, dass sie noch selbständig ist und gleichzeitig werden bei ihr neue Verbindungen im Gehirn aktiviert. Das hält sie geistig fit.

Trotz meines geschwächten, körperlichen Zustandes hatte ich auf einmal eine ungewohnt klare Einsicht in so etwas, wie in ihren aktuellen Lebensplan. Aber gerade der Schwächung wegen – wie konnte ich mir sicher sein, dass es stimmte?

Es war sooo schwer. Das Fasten und mein geschwächter Zustand halfen mir jedoch nicht nachzugeben, um nicht erneut meine eigenen Grenzen zu überschreiten und jemanden anderen Vorrang vor mir selbst zu geben.

Wir kennen alle diesen Satz: Behandle andere so, wie du von ihnen behandelt werden willst …

aber!

Schaltet sich bei der Beantwortung des Satzes nicht die verkehrte Logik ein?

Ich könnte automatisch denken, ja ich würde mir wünschen dass man mir hilft, also muss ich logischerweise der Dame auch helfen …

aber!

Vielleicht sollte ich bei der Anwendung der „Goldener Regel“ alle Details berücksichtigen. Somit würde sich die Frage ein wenig anders stellen: Wenn ich selbst eine eindeutig geschwächte Person um Hilfe bitten würde, würde ich von ihr erwarten, dass sie bei der Hilfestellung ihre persönlichen Grenzen überschreitet? Würde ich von ihr erwarten dass sie für mich etwas tut, was sie für sich selbst gar nicht tun würde?

Aha! Selbstverständlich würde ich solche Erwartung an den potentiellen Helfer, an die potentielle Helferin nicht haben …

Und so … unfassbar, ich hörte mich zu dieser in Not geratenen Persönchen sagen:

„Es tut mir leid, aber ich kann ihnen nicht weiterhelfen. Vielleicht probieren sie es im Hotel an der Kreuzung. Das hier ist eine kleine Ortschaft, hier kennt jeder jeden. An der Rezeption werden die sicher wissen was zu tun ist.“

Und das Unglaubliche geschah: Ich verabschiedete mich von ihr und schloss die Tür. Irgendwo fühlte ich mich mies, die Verantwortung an andere delegiert zu haben, statt persönlich etwas Konkretes zu unternehmen. Mein Herz schlug aufgeregt, während ein übergeordneter Teil in mir wusste, dass ich das Richtige getan hatte, weil ich dem „Leben“ nicht dazwischenfunken durfte.

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Das Zweifeln und das sogenannte Gewissen

Damit war es aber nicht getan. Der schwierigste Teil kam erst, nachdem ich mich wieder im Bett in die Decke einkuschelte und befreiend durchatmen wollte. Selbstverständlich kamen alle möglichen Zweifel, Bedenken und Selbstvorwürfe der Art: „Wie konnte ich nur?!“.

Egal (wie ich und) aus welcher erhöhten Klarheit ich auch argumentierte, dem braven Kind, dem Gutmenschen in mir, half es nicht(s). So hoffte ich auf die endgültige persönliche Erlösung, durch ein hoffnungsvolles Geräusch von nebenan, das mir verraten würde, dass die Hilfe oder der Schlüsseldienst kam und die Oma in ihren vier Wänden gerettet und wieder sicher war. Aber egal wie ich mich zum Lauschen anstrengte, die ganze Nacht geschah nichts, und umso länger nichts geschah, umso intensiver malte mir mein Verstand die verrücktesten Bilder aus, was der Oma alles hätte passieren können oder wie sie im besten Fall, alleine die ganze Nacht, mit ihren zwei Hunden den Gehsteig vor dem Haus auf und ab spazierte. Eine unerträgliche Vorstellung, vor allem, weil ich mich dafür verantwortlich fühlte.

Irgendwann um sechs Uhr in der Früh hatte mich der Schlaf endlich übermannt und ich schlief fast bis elf Uhr vormittags. Selbstverständlich galt mein erster Gedanke nach dem Aufwachen der Oma. Schuldbeladen stürmte ich noch im Nachthemd, auf den Balkon um nachzusehen, ob ich im Nachbarapartment irgendein Lebenszeichen erkenne. Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.

Dankbarkeit

Das Bild das sich mir dann bot, sprengte meine jegliche, mit Fasten gefärbte, Vorstellungskraft. Oma lag seelenruhig im Liegestuhl – im Bikini gekleidet, und sonnte sich!

???

Nicht einmal müde wirkte sie im Gegensatz zu mir. Keine Spur von einer schweren, schlaflosen Nacht. Und schon bemerkte sie mich auch und winkte mir fröhlich zu. Putzmunter stand sie auf, kam auf mich zu, mit ihren wahrscheinlichen 150 Zentimeter und vierzig Kilo, und sagte zu mir: „Ich wollte mich bei Ihnen bedanken. Der Tipp mit dem Hotel war perfekt. Den Agenturbesitzer kannten sie im Hotel tatsächlich und riefen ihn gleich an. In nicht einmal einer halber Stunde, nachdem wir gesprochen hatten, war ich wieder auf meinem Zimmer. Und der Herr, der mir die Tür öffnete, war so nett, dass er mir auch gleich half das Sofabett, das so schwer ist, auszuziehen. Und vor allem dachte ich den ganzen Morgen darüber nach, was für eine tolle Erfahrung das für mich war, zu sehen, dass ich mir selbst helfen konnte!“

Ich konnte es nicht glauben. Nicht dass mir diese Frau nicht einmal böse und nachtragend war, sie war mir sogar noch dankbar und sich dessen auch bewusst. Nicht zu glauben, aber sie sprach sogar fast genau die gleichen Worte, die mir bei unserer Türbegegnung „einfielen“. Sie selbst erkannte, welchen Sinn und Zweck die Situation für sie hatte.  Unglaublich!

Obwohl ich selbstverständlich über solche Sachen, Situationen, Möglichkeiten und Synchronizitäten Bescheid weiß, hatte ich Mühe, mich mit dem Ganzen einfach so „abzufinden“.

Die nächsten Tage sprach ich immer wieder mit der Oma, von Balkon zu Balkon. (So viel zu meinem Vorhaben 21 Tage lang zu schweigen – der Mensch plant und Gott lenkt ;)) Nach und nach stellte sich heraus, dass die Oma sogar vieeeel viel älter war als ich dachte. Sie war bereits fünfundachtzig. Ihr Ehemann verstarb vor einem halben Jahr. Da sie jedes Jahr gemeinsam an diesen Ort fuhren, beschloss sie, wieder dorthin zu fahren, um ihm nah zu sein, trotz Proteste ihrer drei erwachsener, berufstätigen Kinder, die es ablehnten, sie ans Meer zu fahren. So flüchtete sie von zu Hause, organisierte sich selbständig eine Mitfahrgelegenheit, schnappte ihre zwei Hunde samt selbstgemachter Einmachverpflegung für diese und da war sie, ohne zu wissen, wie sie dann nach Hause kommt. Eine erstaunliche, mutige oder verrückte Frau!

Zum zweiten Mal erkannte ich: Ja, sie brauchte tatsächlich solche Erfahrung! Es war nur aus „normaler“ Sicht verrückt, dass sie sich in diesem Alter, samt zwei Hunde, alleine auf den Weg, fast achthundert Kilometer von zu Hause, machte, um dort tägliche Spaziergänge in der gleichen Luft zu verbringen, wie sie es Jahre lang mit ihrem Gatten tat. In einer hellblauen, jugendlich wirkenden Jeans und einer Jeansjacke derselben Tönung, traf ich sie jeden Tag mit ihren Hunden glücklich und zufrieden am Strand. Nicht nur zu dieser Zeit, sondern auch ein Jahr, zwei Jahre drauf, als ich wiederkam, sonnte sie sich (schon wieder alleine angereist), in ihrem schicken Bikini auf dem Balkon nebenan. Ja, sie konnte es noch, dank ihrer Verrücktheit, oder was auch immer das in ihr war, ihr Leben leben und es genießen, auch wenn ihr ihre eigenen Kinder (zwischen 45 und 55) dafür angeblich böse waren. Aber darüber lachte sie nur: Kinder halt :)

Bitte verstehen sie mich nicht falsch. Ich möchte mit dieser Geschichte niemandem suggerieren, dass man nicht hilfsbereit sein soll! Und es soll schon gar nicht in solche ignorante Richtung gehen wie: Das Leben oder jemand anderer richtet es schon. Wie alles im Leben ist auch eine Hilfestellung individuell gefärbt und erfordert Feingefühl und die Bereitschaft auch neue, wenn auch gesellschaftlich inkonforme Wege zu gehen.

Und meine persönliche Lektion die ich aus dieser ungewöhnlichen Begegnung lernen sollte?

Die Hilfe die wir geben können ist nicht immer die Hilfe die wir uns vorstellen, bzw. die wir gelernt haben zu geben. In einer übergeordneten Klarheit zu sein bedeutet auch, menschlich lernen damit klar zu kommen, was die Klarheit von uns fordert. Wir haben ein klischeehaftes Denken und können froh sein, wenn Menschen in unseren Leben auftauchen, die aus dem Rahmen tanzen und uns eines Besseren belehren, bzw. unseren Horizont erweitern.

Nicht selten fühlen wir uns als die Hilfsbereiten missbraucht und ausgenutzt in unserer angeborenen (?) Hilfsbereitschaft. Oft bieten wir Hilfe dort an, wo sich innerlich in uns eigentlich alles sperrt und weigert, aber die Erziehung, das Bedürfnis ein Gutmensch zu sein und auch als solcher erkannt und anerkannt zu werden, lassen uns immer wieder etwas tun, was uns eigentlich wiederstrebt, wo wir innerlich spüren, dass es nicht die eigentliche Hilfe ist, und deswegen auch unsere Reserven kostet und es danach Wochen dauert, bis wir uns selbst wieder fangen und zu Kräften kommen, um wieder mit dem gleichen „Blödsinn“ weiterzumachen.

Wäre es nicht sinnvoll, auch im Falle der Unterstützung und Hilfestellung auf unser Gefühl und Intuition zu hören, wie in allen anderen Belangen? Einen inneren Widerstand zu empfinden, bedeutet nicht automatisch, dass man eine Blockade in sich hat. Es kann einfach die Kommunikation mit uns selbst sein. Statt dem entgegenzuwirken, sollen wir zuhören, was uns der innere Widerstand eigentlich mitteilen möchte.

Erkennen wir unsere versteckten Eitelkeiten (in was Edles sie sich auch kleiden) und hören wir auf, dem Leben mit anerzogenen Reaktionen dazwischen zu pfuschen, nur um sich eine Belohnung, ein Leckerli in Form der Anerkennung für den Gutmenschen in uns, zu holen.

Das Leben fordert nie eine Hilfe von uns, die unseren Rahmen und unsere Möglichkeiten sprengt und uns an den Rand der Erschöpfung bringt (!), bis wir selbst schließlich Hilfe von anderen brauchen, um wieder auf die Beine zu kommen, die wir dann genauso irgendwann nicht mehr bekommen, um zu lernen, das nicht zu tun, was wir nicht tun sollen.

© 06/2017 Kristina Hazler

 


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