Ein Appell an die „neuen“ bewussten Frauen und Männer
In den letzten Artikeln habe ich schon bereits über die neue, die nächste Welle des Erwachens, die auf uns zurollt, geschrieben und einige Symptome angesprochen, die uns in der Mangel haben können und von denen wir uns demnächst nicht täuschen lassen sollten. Heute möchte ich noch mehr unter die Oberfläche dieses Geschehens blicken, in dem wir bereits stecken.
Mit was waren die Frauen und Männer in den letzten Jahren beschäftigt?
In den letzten Jahrzehnten waren es vor allem Frauen und einige Männer, die sich mit dem Thema „Selbstfindung“, „Heilung“, „Aufstieg“, „Erleuchtung“, „die eigene Göttlichkeit“ und Spiritualität auf die eine oder andere Art beschäftigten. In den meisten alternativen Foren, Kursen, Seminaren gehörten die Männer eher zu den dort selten zu findenden Exemplaren. Wo waren die meisten Männer in der Zeit, während die Frauen ihre wahre Natur, ihre Berufung zu finden (ver)suchten? Sie waren mit dem Regieren der Welt beschäftigt, sie erfanden die Globalisierung, die heutigen Technologien, die Computerisierung, Überwachung und Synthetisierung (Chemie, wohin das Auge reicht) unserer Gesellschaft. Sie wurden zu Hochleistungen angespornt und getrieben, die Leistungssteigerung, die Prozentrechnung, die (Karriere)Leiter wurden zu den besten Freuden des modernen Mannes, die sich abseits des Arbeitstages auch in der Freizeit und der Hobbywelt spiegelten.
Zu welchem Arzt soll die kranke Welt gehen?
Nun, es ist nichts Neues, dass die Welt irgendwie in eine Sackgasse geraten ist und dass sie krankt. Immer mehr Menschen sehen das Kranke in der Welt und fragen sich, wie es dazu kommen konnte und was zu tun ist. Wenn ein einzelner krank wird, sucht er einen Arzt auf und lässt sich beraten, Rezepte für die Gesundung geben. Aber zu welchem Arzt kann man mit der ganzen Welt gehen? Welche Rezeptgebühr ist für welche Medikamente und ihre regelmäßige Einnahme zu entrichten?
Unsere Umwelt soll die Spiegelung unserer eigenen inneren Welten darstellen. So wissen manche: Heilt man sich selbst, sollte die eigene Umwelt auch heilen. Nun, irgendwie scheint es so nicht zu funktionieren. Obwohl sich immer mehr Menschen mit der Selbstheilung, dem Erkennen ihrer Muster beschäftigen und lernen diese zu ändern und positiv, statt destruktiv zu denken, scheint die Welt in Abwehr zu dieser Philosophie zu stehen. Sie zeigt den Finger und macht einen weiteren Schritt Richtung Selbstzerstörung. Warum? Ist die kritische Masse noch nicht erreicht? Ist das Bewusstsein der Menschen doch noch nicht so weit, um einen allgemeinen Heilungsprozess zu aktivieren?
Dem männlichen Archetypen schwankt der Boden unter den Füßen
Wir befinden uns in einer Zeit, in der die alten Werte nicht nur nicht mehr zählen, sondern auch nicht mehr funktionieren. Das Patriarchat fuhr die Welt an die Wand. So geht es also eindeutig nicht mehr weiter. Der männliche Archetyp löst sich allmählich auf. Den Männern schwankt der gewohnte Boden unter den Füßen, der gleiche, in den sie ihre Wurzeln seit Jahrhunderten verankert haben. Nur die Wurzeln faulen, weil der erwähnte Boden faul und vergiftet ist, keine Nährstoffe, keine vitale Energie mehr enthält.
So kann man die rollende Welle des Erwachens als die Welle der erwachenden Männer bezeichnen. Nach und nach werden sie aus ihrer Jahrhunderte langen „Midlifecrisis“ geweckt, der Weckeralarm schmeißt sie eher unsanft aus dem, so gepflegten und gehegten Archetypen der Männlichkeit heraus. Es wird ihnen scheinbar das genommen, was sie bisher ausgemacht hat.
Was bedeutet es für uns, für die Welt und für die erwachenden Männer?
Im Artikel „Hört auf, Wirbel zu machen, mit dem ihr nicht umgehen könnt“ habe ich die „Bärenmetapher“ benutzt. Heute können wir uns mit Hilfe dieser Metapher erneut fragen: Was würde mit einem Bären passieren, der aus seinem Winterschlaf in der Phase geweckt wird, wo seine Kraft- und Energiereserven bereits aufgebraucht sind und draußen eine andere Welt als diejenige herrscht, für die seine Instinkte angepasst waren? Der hungernde und ausgepowerte Bär kriecht aus seinem Bau, getrieben von den Alarmsignalen seines Körpers und weiß, dass er sich als erstes auf dem gewohnten Weg darum kümmern sollte, seinen Vorratsspeicher aufzufüllen und seinen Hunger zu stillen. Nun kommt er entkräftet heraus in die Welt und siehe da, statt eines wärmenden Frühlings herrscht draußen noch immer ein tiefer Winter. Alles rundum schläft, nichts bewegt sich. Keine frischen Blätter, keine Hoffnung auf saftige Beeren, keine Fische in Sicht – alles noch immer zugefroren. Und … weit und breit scheinbar keine anderen Bären, denen es genauso geht. Nur Leere, Stille und Frost …
Der Dominoeffekt
Umso mehr Männer aus ihrem Männerschlaf, aus ihrer Männerhypnose ausgerissen werden, umso mehr weitere Männer wird der Ruf und die Symptome des Erwachens ihrer „Brüder“ aus dem tiefen Schlaf wecken. Verwunderung, Verwirrung, Orientierungslosigkeit und verzweifelte Suche nach dem Alten, nach bekannten Wegen und Methoden, dann die Wut, weil es nicht so geschieht wie gewohnt. Das Gefühl verraten und im Stich gelassen zu sein, Enttäuschung, Schmerz, Trauer, Resignation …
Dann Folgt die Welle der Entkräftung. Das eigene Ausgebranntsein und die Leere, die Wunden und Narben werden sichtbar, fühlbar, erkannt. Alles schier unmännlich. Kraftlos, energielos, wissenslos, scheinbar in die Ecke, mit der Stirn zu Wand, getrieben. Zuerst wütend, schreiend hilflos, dann nur mehr still und weinend in sich versunken – dem scheinbaren Sterben entgegen. Irgendwo doch noch auf den „letzten Strohhalm“ hoffend. Schmerz und Angst, Angst und Schmerz. Wut über die Angst, Wut über den Schmerz, Angst vor dem Schmerz, Angst vor der Angst. Scham …
… Scham …, … Angst …, … Schwäche …, … Scham …
So ist doch kein Mann!!!
Scham …
Das Schlechte für das Gute nutzen
Da wir alle, die wir heute leben, die Welt nur auf dem männlichen Prinzipien ausbalanciert kennen (siehe auch den Artikel über die Welt auf der Waage: „Erweckungsarbeit – Was kommt auf uns zu?“) und gelernt haben, uns so in ihr zu bewegen, so zu atmen und zu leben/zu existieren, wird uns alle, egal ob Mann oder Frau, ob erwacht oder noch schlafend, der Zusammenbruch des männlichen Archetypen betreffen und zur Neuausrichtung „zwingen“.
Diejenigen Frauen, die sich seit Jahren im Erwachen befinden, staune einer, die haben Jahrzehnte von der Diskriminierung „profitiert“. In dem Buch „Die Hütte“ von William P. Young habe ich einen wunderbaren Satz gelesen: „Gott kann auch das Schlechte für das Gute nutzen“. Die Diskriminierung der Frauen bot so vielen Frauen auf eine verdrehte und auch, wenn unfreie Art und Weise, die Möglichkeit, sich jenseits des Strebens nach Karriere und dem Getriebensein von Leistungsprozenten und Dividenden, sowie dem Sich-ständig-beweisen-zu-müssen, auf sich selbst zu besinnen, sich anderswo zu orientieren, in diesem Wahnsinn anzuhalten, durchzuatmen, zu erkennen und neue, andere Wege zu gehen. Viele hatten die Wahl vor der Nase, sich bewusst für sich zu entscheiden oder weiter in der Unbewusstheit den weiblichen Archetypen auszuagieren.
Die Welt, wie wir sie kennen ist einsturzgefährdet
Die Welt, wie wir sie kennen, ist die Folge des Erfahrens und Erlebens der Trennung und Teilung, des Erschaffens und Seins in der Polarität. Einmal auf der einen Seite, dann auf der anderen; im männlichen und im weiblichen Pol. Das Identifizieren mit dem einen oder anderen Archetypen, das (Aus)Leben und Weitergeben von diesen lies unsere Gesellschaft so werden, wie sie heute ist. Statt für das Wesen, also das Wesenhafte, das Wesentliche, haben wir uns für das Globale, das global auf der Trennung begründete entschieden. Und aus welchem Grund auch immer, es so schleichend passierte, hoben wir das scheinbar Männliche – das, was wir für männlich hielten/oder noch immer halten, also das scheinbar männlich Archetypische – auf ein Podest. Wir, auch die Frauen, gaben dem die Erlaubnis zu herrschen und zu beherrschen, Systeme aufzustellen und sie wieder zu zerstören, sie zu bekämpfen oder zu verteidigen. Das männliche Prinzip sollte zu jeder Zeit für uns am besten wissen, was wir und unsere Kinder brauchen. So basiert heutzutage weltweit die Gesellschaft, die Politik, die Wirtschaft, das Schul- und Gesundheitssystem auf dem männlichen Archetypen, dass aber im Begriff ist, sich selbst aufzulösen, weil es sich selbst nicht mehr übertreffen, nicht mehr bekämpfen, nicht mehr retten, in dieser Form nicht mehr erneuern kann. Die Zeit der Märchen über Prinzessinnen und ihrer Retter/Helden vor dem Drachen sind vorbei. Viele Aschenputtel sind bereits aufgewacht und haben ihren verlorenen Schuh selbst gefunden. Sie können mittlerweile selbständig gehen, machen mutig erste Schritte hinaus in die Welt, für die sie sich so lange im Stillen vorbereitet haben, die nun aber einsturzgefährdet ist. Prinzessinnen von einst, passt auf, wo ihr hintretet! Haltet die Augen immer auf den Weg vor euch gerichtet, damit ihr euch an dem Schutt und der Asche, die um euch herumliegt, nicht selbst verletzt!
Warum gerade jetzt, wenn ihr endlich mutig genug seid, wenn ihr selbständig genug seid, wenn ihr gehen, tun, wissen, genießen könnt – warum ist die gemütliche Zeit vorbei?
Gerade deswegen meine Lieben. Die Welt wartete auf euch, bis ihr so weit seid. Wann sonst als jetzt, wenn ihr bereit zu gehen, wenn ihr mutig und selbständig im Denken seid und geheilt, um Neues zu gebären??? Und! … ihr seid nicht alleine. An eurer Seite gehen einige Männer, die es bereits gewagt haben, anders zu sein, jenseits des Belächelns, jenseits des sich Schämens. Es sind Männer, die aus dem Mannsein in das Ich, in das Ichsein kamen und mit euch das Menschsein, Selbstsein jenseits der alten Archetypen leben. Diese Männer, manche lieben den Begriff „neue Männer“, ich sage gerne „diese Menschen“, werden es sein, werdet ihr sein, die in der nächsten Zeit gefragt werden. Ihr werdet den Ausgehungerten, Orientierungslosen, Wütenden, Weinenden vorleben, dass es auch anders, „neu“ geht. Und das, während die Welt zusammenbricht, und gerade deswegen doch nicht untergeht.
Was können wir Frauen in der nächsten Zeit tun?
Liebe Frauen, viele Männer werden sich in der nächsten Zeit in ihre Heilung begeben und ihr, ihr werdet diejenigen sein, die sie für diese Zeit vertreten werden. Es ist an der Zeit, dass die Frauen selbst ihren („neuen“) Mann stehen!
Es ist keine Perversität, keine Verdrehung! Es ist eine logische Folge dessen, was ihr euch, eure Mütter und Großmütter seit Generationen gewünscht habt: einen Mann an eure Seite zu haben, ob als Sohn, Bruder, Partner oder Vater, der euren Sehnsüchten und Bedürfnissen entspricht. Ihr habt dieses Bild von einem Mann und seinen Qualitäten in euch getragen, gehegt und gepflegt, so seid ihr es, die ihn kennen – den Mann eure Träume. Es ist eure Vision, eure eigene Qualität!!!
Ihr seid diejenigen, ihr wart fähig so ein Bild zu gebären. „Er“ entspricht genau euren inneren Fähigkeiten, euren Potential sonst hättet ihr nicht über „ihn“ Bescheid gewusst, nicht nach „ihm“ Ausschau halten können. Die Welt und ihre Verdrehtheit hat euch getäuscht und euch eingeredet, dass das, was ihr in euch tragt im Außen, in anderen zu suchen ist und euch so zur ewigen Unzufriedenheit verdammt. Kein Sohn, kein Bruder, kein Vater, kein Partner konnte je diesem Bild gerecht sein!
Der Weg weg von Archetypen, hin zur eigenen Natur
Für die bereits Erwachten und „Geheilten“ stellen sich andere Aufgaben in der Zeit der zweiten Welle. Es ist die Zeit, den Weg weg von Archetypen, hin zur eigenen Natur zu beschreiten. Abseits der Projektionen, abseits des Spiegelgesetzes:
Wie du bist, kannst du nur in dir erfahren!
Liebe Frauen, ihr könnt auch weiterhin Prinzessinnen, Königinnen, Mondinnen und Barbies spielen, aber hört auf, euch (auf das) zu reduzieren! Lebt das, wonach euch ist, was in euch ist, seid alles, alles was ihr seid, was in euch ist. Wenn ihr das seid, dann bleibt nicht nur die Mondin, sondern werdet auch der Mond, nicht nur die Göttin, sondern auch Gott. Hört auf, euch für Menschinnen zu halten! Hört auf zu glauben, dass irgendwelche Buchstaben, die scheinbar eure Weiblichkeit hervorheben, euch mehr Rechte einräumen. Ihr selbst seid es, die ihr euch diese Rechte erlauben könnt! Die Männer der zweiten Welle und die (neue) Welt brauchen euch heil, in eurer ganzen Kraft und eurem vollen Potential: genau so, wie ihr seid! Sie haben bis jetzt alles getan, was sie konnten. Nun seid ihr dran – so fühle ich das, so nehme ich die zweite Welle wahr. Wir können der Welt jetzt dadurch helfen, dass wir uns mutig, aus der inneren Ruhe heraus, endlich ent-falten und lernen, das zu sein, wozu uns bislang der Mut fehlte. Helfen wir der Welt dadurch, dass wir unserer Natur entsprechende Position in unserem eigenen Leben beziehen und zu ihr stehen, auch wenn sie es in der Form in dieser Welt noch nicht gibt. Gerade deswegen braucht dich, die, sich in sich erneuernde Welt – weil du so bist wie du bist.
Gebäre dich jenseits des Alten, jenseits des Archetypischen, jenseits dessen, wie es sich einst gehört(e) und angeblich sein soll(te). Gib dir die Chance, dich aus dir heraus selbst zu erfahren wie du bist … indem du einfach bist, wie du bist.
© 03/2014 Kristina Hazler
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